Ehrenamtliche Betreuung: Wie Du Menschen im Alltag unterstützen kannst

Published On: 08.10.2025|Kategorien: Ehrenamt entdecken|5,2 min read|

Möchtest Du Dich ehrenamtlich engagieren?

Wir finden Dein Wunsch-Ehrenamt, das zu Deinen Interessen und Verfügbarkeiten passt.

In Deutschland leben aktuell über 1,3 Millionen Menschen mit einer rechtlichen Betreuung – und es werden jedes Jahr mehr. Hinter jeder Zahl steht ein Mensch, der Unterstützung braucht, weil Krankheit, Behinderung oder Alter das eigenständige Leben erschwert.

Und genau hier kommst Du ins Spiel: Hinter vielen dieser Betreuungen stehen nämlich keine Profis, sondern engagierte Ehrenamtliche wie Du. Hier erfährst Du, wer eine Betreuung ehrenamtlich übernehmen kann, welche Aufgaben dazugehören und wie Du abgesichert bist.

  1. Was bedeutet ehrenamtliche Betreuung?
  2. Wie wirst Du Betreuer:in?
  3. Deine Aufgaben
  4. Aufwandsentschädigung
  5. Haftpflichtversicherung als Absicherung

Was bedeutet ehrenamtliche Betreuung?

Ehrenamtliche Betreuerin und Seniorin schauen sich zusammen etwas auf dem Handy an.

Wenn Du den Begriff „ehrenamtliche Betreuung“ hörst, denkst Du vielleicht an Nachhilfe geben, im Seniorenheim helfen oder Nachbar:innen unterstützen. Im Alltag wird das Wort oft so benutzt. Im deutschen Recht meint „ehrenamtliche Betreuung“ aber etwas anderes – nämlich die rechtliche Betreuung.

Ein Betreuungsgericht bestellt eine Betreuerin oder einen Betreuer für eine volljährige Person, die ihre Angelegenheiten nicht mehr selbst regeln kann. Das kann zum Beispiel aufgrund einer psychischen Erkrankung, einer seelischen Behinderung oder altersbedingten Einschränkungen der Fall sein. Als ehrenamtliche Betreuerin oder Betreuer vertrittst Du diese Person rechtlich und triffst wichtige Entscheidungen gemeinsam mit ihr.

Du bist dabei keine professionelle Kraft und erhältst kein Gehalt. Du übernimmst Verantwortung, bekommst aber Unterstützung von Betreuungsvereinen oder der Betreuungsbehörde.

Wenn Du Dich nicht für eine rechtliche Betreuung, sondern für ein anderes Ehrenamt im Alltag interessierst – zum Beispiel in der Nachbarschaftshilfe, in einem Verein oder im Tierschutz – findest Du viele spannende Projekte auf GoVolunteer.

Wie wird man ehrenamtliche:r Betreuer:in?

Ehrenamtliche Betreuer:innen werden nicht einfach so ausgewählt. Zuständig ist immer das Betreuungsgericht. Dort wird geprüft, ob eine volljährige Person Unterstützung braucht und wer dafür geeignet ist. Wenn Du in Frage kommst, wirst Du offiziell bestellt und übernimmst damit die rechtliche Verantwortung.

Wichtig ist, dass Du zuverlässig bist, regelmäßig Zeit mitbringst und bereit bist, Verantwortung zu übernehmen. Fachwissen musst Du am Anfang nicht mitbringen. Alles, was Du für Deine Aufgabe brauchst, lernst Du Schritt für Schritt.

Unterstützung geben Dir Betreuungsvereine und die Betreuungsbehörde. Sie bieten Dir Schulungen, Beratung und Begleitung an, sodass Du Dich nie allein gelassen fühlst. So wächst Du nach und nach in Deine Rolle hinein und kannst Deine Aufgabe gut erfüllen.

Welche Aufgaben gibt es?

Frau schreibt mit einem Kugelschreiber auf ein weißes Blatt Papier

Wenn Du eine rechtliche Betreuung übernimmst, unterstützt Du einen Menschen in wichtigen rechtlichen und persönlichen Angelegenheiten. Dazu kann gehören, dass Du seine Finanzen im Blick behältst, Schriftverkehr mit Behörden regelst, über Fragen der Gesundheit entscheidest oder auch die Aufenthaltsbestimmung übernimmst.

Typische Aufgaben können zum Beispiel sein:

  • Rechnungen bezahlen und den Überblick über Finanzen behalten
  • Anträge bei Ämtern und Behörden ausfüllen
  • Arzttermine organisieren und gesundheitliche Entscheidungen begleiten
  • Einen Umzug oder die Unterbringung im Pflegeheim regeln (Aufenthaltsbestimmung)
  • Den Kontakt mit Versicherungen oder Vermieter:innen übernehmen

Dabei ist wichtig zu verstehen, dass Du keine Alltagshilfe im Haushalt bist. Du kochst nicht, putzt nicht und gehst auch nicht automatisch einkaufen. Deine Aufgabe ist es, den Menschen rechtlich zu vertreten und ihm dort den Rücken zu stärken, wo er selbst nicht mehr handeln kann.

Im Unterschied zur Vormundschaft, die für Minderjährige gilt, betrifft die ehrenamtliche Betreuung ausschließlich volljährige Menschen. Gleichzeitig arbeitest Du immer eng mit der betreuten Person zusammen. Dein Ziel ist es, so viel Selbstbestimmung wie möglich zu erhalten. Du entscheidest also nicht einfach über ihren Kopf hinweg, sondern suchst gemeinsam nach Lösungen, die ihren Wünschen entsprechen.

Ehrenamtliche Betreuerin und Seniorin füllen Formulare aus.

Unterstütze die Igelstation bei der Pflege von hilfsbedürftigen und pflegebedürftigen Igeln.

Aufwandsentschädigung für die Betreuung auf ehrenamtlicher Basis

Wenn Du Dich als ehrenamtlicher Betreuer engagierst, steht Dir eine jährliche pauschale Aufwandsentschädigung nach § 1878 BGB zu. Im Jahr 2025 beträgt sie 425 Euro pro Betreuungsfall. Zusätzlich greift noch bis Ende 2025 ein Inflationsausgleich von 24 Euro, sodass Du insgesamt 449 Euro pro Jahr für Dein Engagement bekommen kannst. Die Pauschale beantragst Du beim Betreuungsgericht und musst sie in der jährlichen Rechnungslegung angeben.

Man spricht von einer ehrenamtlichen Betreuervergütung, wenn diese Pauschale oder einzelne Kostenerstattungen ausgezahlt werden. Eine klassische Vergütung gibt es für ehrenamtliche Betreuer:innen nicht – Dein Einsatz ist grundsätzlich freiwillig und unbezahlt. Die Pauschale dient lediglich dazu, Deine Auslagen zu decken und Deinen Engagement wertzuschätzen.

Es gibt auch Menschen, die Betreuung beruflich übernehmen – sie arbeiten angestellt oder freiberuflich und erhalten dafür ein Gehalt. Ehrenamtliche Betreuung ist dagegen ein freiwilliges Engagement, das auf solidarischer Unterstützung basiert.

Für andere ehrenamtliche Tätigkeiten gibt es außerdem eine Aufwandsentschädigung. Hier greift die Ehrenamtspauschale nach § 3 Nr. 26a EStG, die bis zu 840 Euro im Jahr steuerfrei ermöglicht. Sie gilt allerdings für freiwilliges Engagement in Vereinen oder Organisationen und darf nicht mit der speziellen Aufwandspauschale für rechtliche Betreuung verwechselt werden.

Haftpflichtversicherung für Dein Engagement

Wenn Du Dich als ehrenamtliche:r Betreuer:in engagierst, übernimmst Du Verantwortung für einen anderen Menschen. Da kann es immer passieren, dass ein Fehler unterläuft, etwa bei einer Überweisung oder wenn eine wichtige Frist versäumt wird. Für solche Fälle stellt sich die Frage, ob Du haftest und wie Du abgesichert bist.

Die gute Nachricht ist: In den meisten Bundesländern gibt es Sammelversicherungen, die Ehrenamtliche automatisch absichern. Sie greifen dann, wenn keine andere Absicherung vorhanden ist. Zusätzlich sichern viele Betreuungsvereine ihre ehrenamtlichen Betreuer:innen noch einmal extra über eigene Haftpflicht- und Unfallversicherungen ab.

Trotzdem lohnt es sich, auch Deine private Haftpflichtversicherung zu prüfen. Viele Tarife schließen ehrenamtliche Tätigkeiten bereits mit ein. Ein kurzer Anruf bei Deiner Versicherung reicht meist, um sicherzugehen, dass Du im Fall der Fälle geschützt bist. So kannst Du Deine Aufgabe mit einem sicheren Gefühl übernehmen.

Bleib dran und engagiere Dich!

Ein Ehrenamt lebt davon, dass Menschen wie Du aktiv werden. Schon ein kleiner Einsatz macht einen Unterschied. Fang jetzt an und finde die Aufgabe, die zu Dir passt.

Sharing is caring