Claudia will queere Menschen verbinden

Published On: 01.09.2022|Kategorien: Menschen helfen, Volunteers kennenlernen|8,4 min read|

Obwohl es in Deutschland kein Tabu mehr ist, nicht der heterosexuellen Norm zu entsprechen und die Akzeptanz für queere Menschen seit den 60er Jahren zunimmt, leiden queere Personen aufgrund ihrer (A)Sexualität oder Geschlechtsidentität immer noch unter täglicher Diskriminierung im öffentlichen Leben. All das führt dazu, dass viele Menschen schwieriger sozialen Anschluss finden und öfter an stressbedingten Krankheiten leiden. Aber: Der Queeraktivismus nimmt weltweit zu und queeren Menschen wird mehr Sichtbarkeit gegeben, Tabus und negative Stigmata werden gebrochen – es geht voran! An dieser Stelle spielen vor allem Communities und Gleichgesinnte eine große Rolle. Genau das ist unserer Impact Scout und Event-Initiatorin Claudia bewusst. Damit Menschen einen “safe space” finden, hat sie angefangen, eine Wanderung in die Alpen zu organisieren. In einem Interview erzählt sie uns von ihrer Motivation, ihrem Willen, sich als Impact Scout zu engagieren und der Erfahrung ihres Mitmach-Events.

Als queerem Menschen ist es mir wichtig, im Kontakt, in Beziehung und im Austausch mit anderen queeren Menschen zu sein, denn zu bestimmten Themen können nur andere Betroffene die Schwierigkeiten wirklich verstehen. Es hilft, eine queere Community zu haben, die Dich auffängt und unterstützt.

1. Claudia möchte queere Menschen connecten

Claudia ist 27 Jahre alt und kommt ursprünglich aus Frankfurt. Seit drei Jahren wohnt sie in München, wo sie Medizin studiert. Obwohl sie sich bereits ihr ganzes Leben lang queer gefühlt hat, hat sie erst vor einem Jahr ihre Community gefunden. Sie merkt, wie die Gemeinschaft ihr Leben positiv verändert hat und weiß, dass viele Menschen noch nicht an diesem Punkt sind. Es gibt Bedarf an Unterstützung, Austausch und Gemeinschaft für queere Menschen. Deswegen möchte sie mit ihrem eigenen Event einen ersten Schritt in diese Gemeinschaft möglich machen und anderen Menschen eine Anlaufstelle bieten. 

Es macht Spaß, all diese Menschen im selben Boot zu sehen und den Support zu merken. Es ist ein sehr intensives Gemeinschaftsgefühl, Zeit mit der Community zu verbringen. Vor allem auf Events wie dem CSD: Dieses Jahr waren in München auf einmal  400.000 Leute, die für Grundrechte demonstriert haben. Das ist schön zu sehen.

Die Rolle der Community

Die Menschen aus Claudias Gemeinschaft nehmen eine ganz besondere Rolle in ihrem Leben ein. Denn in der Community hat Claudia neue Vertrauenspersonen gefunden, die sie auffangen, wenn sie mit Schwierigkeiten umgehen muss. Diese Menschen sind für sie da, wenn sie mit unangemessenen Situationen, Trauer oder Wut zu kämpfen hat. In diesen Momenten hilft es sehr, Freund:innen aus der Community anrufen zu können. Außerdem ist die Community auch ein Vorbild. Dort wird gezeigt, dass queere Liebe ebenfalls Teil der Gesellschaft ist. Dass es auch glückliche queere Liebe gibt – obwohl sie in Büchern und im Fernsehen meistens anders dargestellt wird.

Die Gesellschaft bringt bei, dass queer sein ein schwieriger und harter Weg ist und dass man sehr unglücklich werden wird. Das ist oft das Narrativ, das erzählt wird, wenn es ums Gay-Sein geht. Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass man auch schöne Repräsentation und das Positive sieht. Dafür ist die Community da. Und das ist schön zu sehen. Es gibt mir Kraft.

Empowerment in den Bergen

Claudias Idee für ihre Aktion war eine Wanderung in den Alpen. Durch dieses Event wollte sie zwei Welten verbinden, die ihr sehr wichtig sind. Die Berge schenken ihr viel Kraft und Selbstbewusstsein. In der Vergangenheit hat Claudia dort ihre Grenzen getestet und fühlt sich heute durch Bewegung empowered. „Als queerer Mensch ist man dazu gezwungen, sich oft mit der eigenen Identität auseinanderzusetzen”, sagt Claudia. Dabei kann es schwierig sein, sich selbstbewusst zu fühlen – denn in unserer Gesellschaft werden queeren Menschen immer noch Steine in den Weg gelegt. Selbst in den Bergen – denn auch diese werden oft noch ganz klassisch von heterosexuellen cis Männern eingenommen. Mit ihrem Event möchte Claudia deshalb für mehr Sichtbarkeit, Repräsentation und Selbstbewusstsein von queeren Menschen in den Bergen sorgen.

Da ist es besonders schön, wenn man den eigenen Körper, die eigene Kraft, die eigene Power so spüren kann. Wenn man ganz genau sieht, was man alles schaffen kann und den Körper extrem spürt die ganze Zeit. Mich bringt das so sehr in Klang. Es ist für mich auch ein Weg, Ruhe zu finden.

Neben dem Empowerment durch Sport und Bewegung wollte Claudia durch ihr Event unbedingt Menschen miteinander verbinden. Deshalb stand den ganzen Tag über das Gemeinschaftliche im Mittelpunkt. Im Interview verrät Claudia uns, was für sie die schönsten Momente während der Wanderung waren. Sie erzählt, dass sie wusste, dass ihr Event ein Erfolg war, als alle auf der Alm saßen und gemeinsam gegessen haben. Die Situation bot allen die Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen und sich kennenzulernen. Am Ende musste die Wanderung sogar abgekürzt werden, „weil sie zu lange gemeinsam in der Sonne Kuchen gegessen und geredet haben”, erzählt Claudia und lacht dabei. 

Für uns steht fest: Claudia hat Menschen connected. Denn nach dem Event ging es sogar noch weiter – einige der Teilnehmenden trafen sich noch am selben Abend, um gemeinsam ein zweites queeres Event zu besuchen. 

Darum ist Claudias Aktion so wichtig

Die Welt ist immer noch ein gefährlicher Ort für Queers. Täglich werden Menschen aufgrund ihrer Sexualität angegriffen. „Gesellschaften können sich auch zurückentwickeln”, meint Claudia. Und auch Rechte, die man längst als sicher geglaubt hatte, können plötzlich wieder weggenommen werden.

Wenn ich merke, dass ich meine Urlaubsplanung mache und ich in bestimmte Länder nicht mehr fahren möchte, weil sie mir zu queerfeindlich sind, ist es mir noch klarer, dass wir dafür sorgen müssen, dass wir uns weiterhin in eine tolerante Richtung entwickeln.

Für Claudia heißt das, dass „wir aktiv bleiben und dafür sorgen sollten, dass Menschen respektiert und akzeptiert werden, für das, was sie sind. Menschen.” Es gibt neben dem Queeraktivismus auch andere gesellschaftliche Bereiche und soziale Gruppen, die unsere dringende Unterstützung benötigen – vor allem auch, wenn man intersektional denkt. Claudia wünscht sich, dass junge Menschen sich als Teil der Gesellschaft fühlen und aktiv daran bleiben, die Entwicklung nach vorne zu bringen.

2. Verwirkliche wie Claudia Deine Idee und starte Dein Mitmach-Projekt

Auch Du kannst eine Mitmach-Aktion für Dein Herzensthema organisieren. Wir zeigen Dir am Beispiel von Claudias Event wie. Claudia hatte die Idee, eine besondere Wanderung zu organisieren. Im nächsten Schritt holte sie sich Chris, einen guten Freund aus der queeren Community, mit ins Boot. Am Anfang wussten die beiden jedoch nicht so genau, wie oder wo ihr Event stattfinden sollte. Bei der Suche konnten wir die beiden zum Glück unterstützen!

Mit ein bisschen Support und unserer Online-Toolbox haben Claudia und Chris das Event auf die Beine gestellt. Claudia und Chris kümmerten sich um die Auswahl der Route, der Zielgruppe und des Datums. „Die Erfahrung war inspirierend”, sagt Claudia. Für Claudia war es motivierend, sich mit anderen aktivistischen Menschen zu umgeben, um gemeinsam Ideen in die Tat umsetzen und Aufgaben im Team aufteilen zu können. Denn in Gemeinschaft schafft man mehr.

Ich fand es interessant, einen Perspektivwechsel zu machen. Ich war bisher eine, die bei anderen auf queere Events und Parties mitgegangen ist. Dieses Mal habe ich selber die Strukturen geschaffen und etwas initiiert. Trau Dich! Mach einfach mal. Ich habe manchmal den Anspruch, eine Expertin sein zu müssen, bevor ich irgendwie etwas machen kann und ich glaube, diesen Anspruch darf man sich selbst nicht stellen. Ich muss nicht die beste Wanderführerin sein und trotzdem darf ich eine Wanderung selbst organisieren, mit dem Wissen, das ich halt mitbringe.

Für Claudia und Chris war diese Erfahrung ‘’der erste Step’’. Das Event ist gut gelaufen und sie haben viel positives Feedback von Bekannten und Freund:innen bekommen, als sie erfreut davon erzählt haben. „Das Thema trifft einen Nerv”, sagt Claudia – viele Leute hatten Lust teilzunehmen. Das hat ihre Vision verstärkt. Für die Zukunft gibt es bereits konkrete Pläne, wie es weitergehen kann. Mithilfe der wachsenden Whatsapp-Gruppe sollen ab jetzt einmal im Monat Wanderungen organisiert werden. 

3. So kannst Du die LGBTQIA+ Community unterstützen

Auch Du kannst Dich wie Claudia für die LGBTQIA+ Community einsetzen! Es gibt viele Projekte, die sich über Deine Unterstützung freuen. Supporte zum Beispiel eine dieser drei Organisationen:

Auf dem Foto ist im Hintergrund ein Regenbogen zu sehen. Im Vordergrund sind verschiedene Flaggen der LGBTQIA+ Community und zwei Personen zu sehen.

Du kannst ganz entspannt von Zuhause aus Dein Ehrenamt bei den RainbowWarriors starten. Schreib kreative Texte oder unterstütze das Community Team bei der Planung von Events.

Auf dem Foto ist ein Plakat von Wir Habe Lust zu sehen. Der Hintergrund ist hellblau. Es sind drei gezeichnete Personen zu sehen, die sagen: "Ein Auge drauf haben", "Stimm leihen", "Mitgestalten".

Entfalte Deine Kreativität beim WirHabenLust e.V. und unterstütze das Projekt zum Beispiel in der IT oder bei der Redaktions- und Illustrationsarbeit.

Auf dem Foto sind Regenbogenfahnen vor blauem Himmel zu sehen.

Unterstütze QUEERPOINT MINDEN in der Beratung & Begleitung, Öffentlichkeitsarbeit oder beim Planen und Organisieren einer Veranstaltung für die queer Community.

Du möchtest Dein eigenes Mitmach-Projekt umsetzen?

Claudia hat Dich inspiriert und Du hast Lust, Dein eigenes Event oder Mitmach-Projekt auf die Beine zu stellen? Dann nutze jetzt unsere TippsWir helfen Dir beim Helfen und erklären Dir ganz einfach, wie Du Deine Mitmach-Aktion von der Idee bis zur Umsetzung planen kannst.

Mach es wie Claudia und setze Deine soziale Idee in die Realität um! Wir unterstützen Dich sehr gerne dabei!

Sharing is caring

Finde auf Impact-Job.org Deinen Job mit Sinn

Ab sofort unterstützen wir Dich nicht nur bei der Suche nach ehrenamtlichen Möglichkeiten, sondern auch dabei Jobs mit sozialem Impact zu finden.

Illustration von zwei blauen Händen, über denen ein blaues Herz schwebt.