Ein Topf voller Miteinander: Burcus Ehrenamt für die Nachbarschaft

Published On: 15.04.2025|Kategorien: Menschen helfen, Volunteers kennenlernen|5,9 min read|

Vor drei Jahren zog Burcu aus der Türkei nach Berlin. Das war kein einfacher Schritt, denn die kulturellen Unterschiede sind groß und es ist nicht leicht, sich in Deutschland einzuleben. Eine wesentliche Hilfe dabei ist ihr Engagement in einem Kochprojekt der Volkssolidarität im Stadtteilzentrum Friedrichshain. Jeden Dienstag gestaltet sie zusammen mit anderen Freiwilligen ein offenes Essensangebot für die Nachbarschaft. Ihre herzliche und offene Art schafft einen warmen Begegnungsort, wo sie mit ihren türkischen Gerichten ein Stück Heimat teilt und so den Zusammenhalt im Kiez stärkt.

1. Burcus Volunteer Story

Burcu wuchs in Zonguldak, einer kleinen Stadt am Schwarzen Meer in der Türkei auf, wo sie zehn Jahre lang im Projektmanagement arbeitete. Aufgrund politischer und ökonomischer Schwierigkeiten träumten sie und ihr Mann von einem Neuanfang im Ausland. 2021 war es dann soweit – ihr Mann erhielt ein Jobangebot und sie zogen gemeinsam in das lebhafte Berlin. Obwohl Burcu die große und abwechslungsreiche Stadt gefällt, stellen die kulturellen Unterschiede und die neue Sprache sie oft vor große Herausforderungen. Wir trafen Burcu auf einer Jobmesse im Rahmen des „Du für Berlin”-Projekts und mit unserer Unterstützung entschied sie sich, ein Ehrenamt bei der Volkssolidarität im Stadtteilzentrum Friedrichshain zu beginnen. Sie berichtet:

Deutschland ist ein Land mit einer anderen Kultur als in der Türkei. Die Menschen hier sind sehr direkt und es gibt Momente, in denen ich nicht alles verstehe. Durch mein Ehrenamt kann ich regelmäßig Deutsch sprechen und die Leute besser kennenlernen. Das hat mir sehr geholfen, mich schneller in Berlin einzuleben.

Burcu verbindet mit dem Kochen und schafft Gemeinschaft

Burcu ist Teil eines ehrenamtlichen Teams, das jeden Dienstag im Stadtteilzentrum Friedrichshain zusammenkommt, um Mahlzeiten für die Gemeinschaft vorzubereiten und anschließend gemeinsam zu essen. Dieses Angebot wird besonders von älteren Menschen aus dem Bezirk genutzt, die oft einsam sind und die Zusammenkunft und Geselligkeit umso mehr genießen. Sie erzählt:

Ich mag es sehr, die Geschichten der Besucher:innen zu hören. Sie brauchen jemanden, der ihnen zuhört. Ich denke, dass unser Projekt diese Menschen sehr unterstützt. Für mich ist es schön, weil man interessanten Menschen begegnet, die man vielleicht normalerweise nicht treffen würde.

Das seit zwei Jahren bestehende Kochprojekt hat sich zu einer festen Größe im Kiez entwickelt. Das Team aus vier bis fünf Ehrenamtlichen organisiert sich selbst, wählt die Speisen aus und bereitet sie vor. Beworben wird das Angebot sowohl online als auch durch Flyer. Obwohl regelmäßig Stammgäste erscheinen, ist immer Platz für weitere Besucher:innen. Burcu schätzt die Zusammenarbeit im multikulturellen Team und findet hier den Anschluss und die Wertschätzung, die sie sich in Deutschland gewünscht hat.

Ich arbeite gerne mit anderen Ehrenamtlichen zusammen. Manche sind Deutsche, manche haben, wie ich auch, einen Migrationshintergrund. Wir verstehen uns sehr gut. Sie sagen immer, sie sind sehr glücklich, dass ich dort bin.

Burcu kocht gerade ein Dessert bei ihrem Ehrenamt. Man sieht sie, wie sie gerade von der Seite Äpfel in der Pfanne anbrät.

Burcu im Einsatz

Gefüllte Äpfel auf einem Backblech mit Butter und Rosinen.

Der Nachtisch wird von Burcu vorbereitet

Interkulturelle Begegnungen durch kulinarische Genüsse

Burcus aktives Mitwirken am Kochprojekt der Volkssolidarität hat ihr nicht nur ermöglicht, intensiven Kontakt mit Deutschen zu pflegen, sondern auch einen wertvollen interkulturellen Austausch zu fördern. Durch ihre offene Art und das Teilen von köstlichen Gerichten aus ihrer türkischen Heimat wie Manti, Reis mit Bohnen und verschiedenen Mezze – kleine Gerichte, ähnlich wie Tapas – bereichert sie das Projekt erheblich. Burcu sieht das Kochen und gemeinsame Essen als eine wunderbare Möglichkeit, Gemeinschaft zu bilden und Positives zu bewirken.

Ich wollte diese Gerichte kochen, weil ich die türkische Küche mit den Menschen teilen wollte. Es gibt eine Verszeile aus einem Gedicht, das ich sehr mag: „Die Welt wird durch Schönheit gerettet. Alles wird damit beginnen, einen Menschen zu lieben.” Für mich bedeutet es, dass die Welt besser wird, wenn wir anderen etwas Gutes tun. Die Welt befindet sich momentan in keinem guten Zustand. Deshalb ist es wichtig für mich, anderen Menschen zu helfen.

Die Ehrenamtskoordinatorin Sabine Drangsal lobt Burcus einfühlsamen Zugang zu den Besucher:innen und ihren unverzichtbaren Beitrag zur interkulturellen Öffnung des Projekts:

Als Burcu hier Türkisch gekocht hat, war es eine große Bereicherung. Es hat vorher etwas gefehlt, dass wir auch mal internationaler kochen und auch dass das Ehrenamtlichen-Team etwas diverser aufgestellt ist. Nun gibt es noch eine weitere Ehrenamtliche mit Migrationshintergrund, die sich durch Burcus Unterstützung direkt wohler gefühlt hat.

Burcus Einsatz zeigt deutlich, welchen essentiellen Beitrag Menschen mit Flucht- oder Migrationserfahrung zu lokalen Projekten leisten können und wie beide Seiten von diesem Austausch profitieren. Sie sieht ihr Engagement als Möglichkeit, kulturelle Barrieren und Vorurteile abzubauen und das Miteinander zwischen Einheimischen und Menschen mit Migrationsgeschichte zu erleichtern.

Ich wünsche mir bei meinem Ehrenamt, mit Deutschen in Kontakt zu kommen und die Begegnung für sie einfacher zu machen. Es ist für mich wichtig, auf diese Weise die Schönheit der Vielfalt zu zeigen.

Der beruflicher Neustart von Burcu beginnt

Frisch nach dem erfolgreichen Abschluss ihres Integrationskurses freut sich Burcu auf neue Herausforderungen. Sie sucht nach einer neuen Arbeitsstelle, die zu ihren vielfältigen Talenten passt. Vorstellen könnte sie sich eine Rückkehr ins Projektmanagement, ist da aber nicht festgelegt. Möglich wäre auch eine Karriere im Bereich sozialer Medien, wo sie sich bereits auf ihrem Instagram-Account eine beachtliche Followerschaft aufgebaut hat.

Auf Instagram teilt Burcu ihre Liebe zum Reisen und gibt Einblicke in ihr Leben als Expat und Migrantin in Berlin. Sie bietet wertvolle Tipps für das tägliche Leben in Deutschland, von Berliner Events und Freizeitmöglichkeiten bis hin zu Reisen außerhalb Berlins.

Im folgenden Videobeitrag hat sie auch ihr Ehrenamt bei Du für Berlin vorgestellt:

Trotz ihrer neuen beruflichen Wege bleibt Burcu ihrer ehrenamtlichen Arbeit verbunden. Sie denkt darüber nach, erneut mit Kindern zu arbeiten, wie sie es schon in der Türkei tat. Burcus Geschichte unterstreicht eindrucksvoll, wie ehrenamtliches Engagement den Übergang in ein neues Leben erleichtern kann und welchen enormen Gewinn der interkulturelle Austausch für unsere Gemeinschaft darstellt.

2. „Du für Berlin“ hilft beim Start ins Ehrenamt

Burcu hat ihr Ehrenamt über „Du für Berlin“ gefunden. „Du für Berlin“ ist ein Programm von GoVolunteer e.V. und hilft Menschen mit Flucht- oder Migrationserfahrung beim Start ins ehrenamtliche Engagement – kostenlos und zeitlich flexibel. Wir wollen Teilnehmenden den Start ins Ehrenamt in einer digitalisierten Welt erleichtern. Denn ehrenamtliches Engagement bietet neue Chancen und Perspektiven – persönlich und beruflich. Dadurch können sie selbstbestimmt und ohne Bürokratie aktiv werden.

Das Programm „Du für Berlin“ wird gefördert durch:

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