Oksana bringt durch ein Ehrenamt ihre Leidenschaft nach Deutschland
Oksana Smyrnovas Leidenschaft ist der Sport. Seit Jahren begeistert Oksana als Kursleiterin und Trainerin Menschen in der Stadt Charkiw in der Ukraine für verschiedene Sportarten. Durch den Krieg in ihrem Heimatland musste die 41-Jährige nach Deutschland fliehen. Nun nimmt Sport eine neue Rolle in ihrem Leben ein: Oksana hat begonnen, ehrenamtlich Kurse in ihrem neuen Wohnort Zeuthen in Brandenburg, zu organisieren. In dieser Volunteer Story erzählt sie, wie das Ehrenamt ihr bei der Ankunft in Deutschland geholfen hat und wieso sie sich für ihre Mitmenschen engagiert.
1. Oksanas Volunteer-Story
Gemeinsam mit ihrem jüngeren Sohn ist Oksana im März aus der Ukraine nach Zeuthen gekommen. Durch ihren Neffen konnten die beiden beim Forschungszentrum des Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY) eine Unterkunft für die ersten Monate in Deutschland finden. Die Gastfreundschaft und das solidarische Miteinander des DESY-Teams haben Oksana sehr bewegt:
Dieses Gefühl der Sicherheit und der Ruhe war uns sehr wichtig, nachdem wir den Krieg erlebt haben. Ich bin allen Ehrenamtlichen, die uns in den ersten Monaten so tatkräftig unterstützt haben, extrem dankbar. Diese Solidarität hat mich sehr berührt.
Oksana war es wichtig, ihren neuen Alltag zu strukturieren. Eine Sache darf dabei für die Fitnesstrainerin nicht fehlen: Sport! Denn für Oksana sind Sport und Fitness seit langer Zeit nicht mehr aus ihrem Leben wegzudenken. In der Ukraine hatte Oksana in der Vergangenheit die Chance, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen: Sie arbeitete dort als Trainerin für Fitness, Pilates, Zumba und Stretching. Genau diese Leidenschaft hat Oksana jetzt nach Zeuthen geholt – und unterstützt damit nun auch andere Menschen bei der Ankunft in Deutschland.
© Sofia Vinnichenko
Ehrenamt bedeutet für Oksana Gemeinschaft und Heimat
Oksana kennt in Zeuthen mittlerweile sehr viele Leute aus der Ukraine, die vor dem Krieg flüchten mussten. Durch ihre persönlichen Erfahrungen bei der Ankunft in Deutschland will sie nun anderen Menschen auf der Flucht zur Seite stehen:
Ich habe am Anfang so viel Unterstützung bekommen, jetzt bin ich dran. Ich möchte meine Landsleute unterstützen. Unser Leben geht hier weiter. Statt zuhause zu trauern, finde ich es viel besser, rauszugehen und z.B. zu trainieren, mit anderen Menschen zu kommunizieren, schwierige und schöne Momente zu teilen und das Gefühl der Gemeinschaft zu erleben.
Oksana möchte anderen Menschen in dieser schwierigen Situation beistehen und sich für ihre physische und mentale Gesundheit einsetzen. Das schafft sie durch ihr Sportangebot. Das von der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE) geförderte GoVolunteer-Projekt “Mitmachen: Приєднуйся!” hat Oksana dabei geholfen, von der Kirchengemeinde Zeuthen einen Platz für ihre Kurse zu bekommen. Oksana erzählt uns, dass sie sehr glücklich darüber ist, ihr Wissen und Können mit anderen teilen zu können:
Ich musste in ein Land fliehen, wo alles anders und unbekannt ist: Sprache, Alltag, Gewohnheiten, selbst Häuser und Straßen… Aber wenn ich ehrenamtlich Sportkurse unterrichte, dann bin ich wieder in meinem Element, in meinem inneren Zuhause, wo mir alles vertraut ist, wo ich glücklich bin. Das Ehrenamt gibt mir ein Stückchen meiner Heimat zurück.
Ihr Ehrenamt hat es Oksana wieder ermöglicht, zu tun, was sie liebt: Menschen die Begeisterung für Sport und die Freude an Bewegung näherbringen und Gemeinschaft schaffen. Gleichzeitig hat Oksanas Engagement ihr eine Aufgabe und Halt in ihrem neuen Alltag gegeben.
© Sofia Vinnichenko
Das Ehrenamt hilft Oksana dabei, in Deutschland anzukommen
Oksanas Leben in Zeuthen hat sich durch ihr Ehrenamt und die daraus entstandenen Kontakte verändert. Für sie ist es schön, „verwandten Seelen mit gleichen Werten zu begegnen, die Muttersprache sprechen zu können, aber auch ein bisschen Deutsch zu üben”.
Oksanas Mitmach-Projekt ist ein voller Erfolg für sie und die Menschen in Zeuthen. Jede Woche nehmen etwa 10 Personen an Oksanas Training teil. „Das erfüllt mich sehr, wieder professionell aktiv zu sein”, erzählt Oksana im Gespräch. Aktuell plant die Gemeinde übrigens, Oksanas Sportangebot als festen Bestandteil in ihr Programm aufzunehmen. Oksana ist begeistert:
Ich hoffe, dass mehr Menschen, auch Locals aus Zeuthen, zu Besuch kommen. So kann ich auch Zeuthener:innen kennenlernen, mich mit ihnen austauschen und mein Deutsch verbessern. Meine Teilnehmerinnen geben mir ein tolles Feedback, ich fühle mich wieder nützlich, meine Fähigkeiten sind gefragt und schaffen Mehrwert.
Auch hier sehen wir wieder: Ehrenamt verbindet und schafft es, Menschen zusammenzubringen. Im Moment gibt das Engagement Oksana und anderen Menschen „Halt, Hoffnung und neue Kräfte, diese schwierige Situation gemeinsam durchzustehen”. Und ganz bald hilft das Ehrenamt Oksana hoffentlich dabei als Fitnesstrainerin in Deutschland arbeiten zu können – denn das ist Oksanas Wunsch für die Zukunft. Für die nächsten Schritte drücken wir Oksana ganz fest die Daumen!
2. Setze Dich mit Sport für Austausch und ein Miteinander ein
Auch Du kannst Dich wie Oksana für ein offenes Miteinander einsetzen! Es gibt eine Menge toller Organisationen, die sich über Deine tatkräftige Unterstützung freuen. Finde Dein Ehrenamt zum Beispiel in einem dieser drei Projekte:
Engagier Dich bei regelmäßigen Fußball-, Badminton-, Yoga- oder Schwimmtrainings und unterstütze Menschen mit dem Ankommen e.V.
Biete Fahrradkurse für geflüchtete Frauen in Freiburg, Frankfurt, Stuttgart, Hamburg, Köln oder München an, um ihre Selbstständigkeit zu supporten.
Werde Trainer:in für Kinder oder Erwachsene und mach dadurch Austausch und Begegnung zwischen Locals und Newcomer:innen möglich.
Werde jetzt selbst aktiv!
Oksanas Leidenschaft und Tatendrang haben Dich inspiriert? Dann leg jetzt selbst los und organisiere Deinen eigenen Kurs oder ein Mitmach-Projekt! Keine Sorge – wir zeigen Dir wie! Wir haben Guidelines und Inspirationen für die Umsetzung Deiner Engagement-Idee gesammelt. Denn wir glauben an Dich!
Auf GoVolunteer findest Du noch viele weitere Organisationen, bei denen Du Dich jetzt in Deiner Stadt engagieren kannst. Schau direkt vorbei!
Das Interview mit Oksana wurde im Rahmen des Projekts “Mitmachen: Приєднуйся!” durchgeführt. Im Projekt wurden 30 Menschen aus der Ukraine ins Ehrenamt vermittelt und so beim Ankommen unterstützt. “Mitmachen: Приєднуйся!” wurde von der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE) finanziert.