Wie klimaschonend ist vegan?

Published On: 22.02.2022|Kategorien: Klimawandel stoppen|7,8 min read|

Vegan zu leben ist klimaschonender als eine vegetarische oder herkömmliche Ernährung mit Fleisch- und anderen tierischen Produkten. Das liest man in regelmäßigen Abständen auf Social Media Kanälen, bei veganen Influencer:innen oder auch in den konservativen Medien und Zeitschriften. Doch wie viel kleiner ist der CO2-Fußabdruck von Veganer:innen wirklich? Erfahre im folgenden Artikel spannende Fakten, inwieweit eine vegane Ernährung zum Klimaschutz beiträgt und welche Probleme eine einseitige Sicht auf Veganismus mit sich bringt.

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1. Wie vegan is(s)t Deutschland?

Auf dem Foto sind zwei Menschen zu sehen. Sie sitzen draußen an einem Tisch und essen. Die beiden lächeln. Eine Person schaut in die Kamera, die andere Person schaut die andere Person an. Im Hintergrund sind grüne Bäume zu sehen.

Der vegane Ernährungstrend bricht nicht ab, im Gegenteil. Mit jedem Jahr kommen mehr Verganer:innen dazu: Im Jahr 2021 lag allein in Deutschland die Zahl der vegan lebenden Menschen bei 1,41 Millionen, so das Statistische Bundesamt. Damit lebten 280.000 Personen mehr als im Vorjahr vegan. Die Beweggründe für eine vegane Ernährung reichen vom Klimaschutz, über das Tierwohl oder die persönliche Gesundheit. 2020 gaben etwa 70 Prozent in einer Umfrage an, ihre Entscheidung für eine vegane Ernährung aufgrund der Umweltverträglichkeit getroffen zu haben.

2. Ist vegan gleich Klimaschutz?

Um herauszufinden, wie „grün” Veganismus wirklich ist, hat der Ökologe Joseph Poore von der britischen Universität Oxford im April 2019 den CO2-Fußabdruck einer in Deutschland lebenden, veganen Person berechnet. Wir stellen Dir im Folgenden einige Zahlen der Studie vor:

Insgesamt ist es schwierig, eine konkrete Zahl anzugeben, die die klimaschonenden Auswirkungen einer veganen Ernährung angibt, da die individuelle CO2-Bilanz sehr von den persönlichen Kaufentscheidungen abhängt. Das fängt schon beim Obst und Gemüse an: Veganer:innen, die mit Vorliebe Avocados und Mangos konsumieren, werden eine schlechtere CO2-Bilanz haben als solche, die nach Saisonkalender einkaufen. 

Übrigens ist eine vegane Ernährung nicht nur gut für das Klima, sondern auch für den Natur- und Artenschutz. Bei unseren Freund:innen von GoNature findest Du alle wichtigen Infos dazu.

3. Warum sind dann nicht alle vegan?

Auf dem Foto ist ein Schaufenster zu sehen. Im Schaufenster hängt der Schriftzug "100% VEGAN"

Die vorgestellten Zahlen klingen vielversprechend. Überspitzt formuliert könnte man sich die Frage stellen: Warum leben nicht einfach alle vegan und ein großer Teil des Klimaproblems wäre gelöst? Diese Frage wurde als hypothetisches Zukunftsszenario bereits viel diskutiert:  “Alle essen vegan? Was dann?” fragt beispielsweise der Zukunfts-Podcast der tagesschau und Galileo sendete einen 15-minütigen Clip zur veganen Utopie.

Ganz so einfach ist es jedoch nicht! Denn es gibt auch einige problematische Punkte, die Du bei der Lobpreisung von Veganismus nicht vergessen solltest.

Argument 1: Veganismus ist nur eine relativ zu betrachtende Stellschraube für den Klimawandel

Denn wer beispielsweise viel fliegt oder mit dem Auto weitere Strecken pendelt, hat die Einsparungen durch eine vegane Ernährung rasch wieder aufgebraucht. Insofern kommt es immer auf den gesamten Lebensstil der einzelnen Person an, der zu einem klimaschonenden Leben führt.

Die Expertin Seraja Bock vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung relativiert daher, vegane Ernährung sei zumindest ein Einfluss. Zudem berichtet der Deutschlandfunk, dass in nicht allen Feldern mit dem verhältnismäßig geringen Aufwand einer veganen Ernährung entsprechend viel bewirkt werden kann.

Argument 2: Vegan zu leben ist ein Privileg

Problematisch ist zudem, dass Veganismus vor allem ein weißer und privilegierter Ernährungstrend ist, der junge Menschen mit hohem Umweltbewusstsein anspricht. Durch die höhere Konsumenten-Awareness sind vegane Lebensmittel meist biologisch angebaut, fair und nachhaltig. Diese Produkte einzukaufen entspricht nicht dem Lebensstandard vieler Menschen, die keine andere Wahl haben, als in Discountern kostengünstige Fleisch- und Milchprodukte zu kaufen, um sich ausgewogen zu ernähren. Das Shaming für einen hohen Fleischkonsum ist daher völlig fehl am Platz.

Argument 3: Die persönlichen Möglichkeiten für Klimaschutz sind begrenzt

Die Verantwortung für mehr Klimaschutz darf nicht nur auf die Konsumierenden abgewälzt werden, die bitte bio, regional und fair einkaufen. Und idealerweise nur mit der Bahn fahren.

Denn es sind vor allem große Unternehmen und Regierende, die wirksame Politik für mehr Klimaschutz betreiben müssen. Wusstest Du beispielsweise, dass nur 20 Firmen für ein Drittel der weltweiten CO2- und Methan-Emissionen seit 1965 verantwortlich sind?

Neben persönlichen Konsumentscheidungen ist es daher genauso wichtig, sich für mehr politische Bewegung in Richtung Klimaschutz einzusetzen. Du kannst Dich beispielsweise in Natur- und Klimaschutz-Organisationen engagieren.

4. Informier Dich

Natürlich waren das nur ein paar der vielen Argumente, die für oder gegen eine vegane Ernährung als Teil des Klimaschutzes sprechen. Deshalb ist es wichtig, dass Du Dir noch mehr Informationen beschaffst. Nur so kannst Du eine informierte Entscheidung treffen. Unsere Tipps für den Einstieg:

5. Erhalte regelmäßig Infos zu Deinem Engagement gegen die Klimakrise

Schlussendlich ist es wichtig, die Verbindung von Veganismus und Klimaschutz aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten. Denn vegane Ernährung kann zum Klimaschutz beitragen, ist aber natürlich nicht die einzig wahre Lösung, um die Klimakrise zu stoppen.

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