Ehrenamt für Senior:innen: Dein Engagement im Ruhestand
Du hast Dein Berufsleben abgeschlossen oder befindest Dich auf dem Weg in den Ruhestand. Plötzlich stellt sich vielleicht die Frage: „Was kommt jetzt?“ Wenn die gewohnte Struktur fehlt, Kolleg:innen wegfallen und der Alltag ruhiger wird, kann sich eine Leere bemerkbar machen. Genau hier beginnt eine neue Chance: ein Ehrenamt im Alter.
Insgesamt zeigt sich, dass sich Menschen über 65 heute deutlich stärker engagieren als noch vor zwei bis drei Jahrzehnten. Die Zahl der Engagierten in dieser Altersgruppe ist von rund drei Millionen im Jahr 1990 auf etwa sieben Millionen im Jahr 2017 gestiegen, also mehr als doppelt so viele wie damals. Dein Wissen, Deine Erfahrungen und Deine Lebensfreude sind demnach gefragt. In diesem Beitrag zeigen wir Dir, welche ehrenamtlichen Tätigkeiten es für Senior:innen gibt und wie Du das passende Engagement für Dich findest.
Was spricht für ein Ehrenamt im Alter?
Der Ruhestand ist ein neuer Lebensabschnitt: Zeit, die Dir frei zur Verfügung steht und die Du selbst gestalten kannst. Ein Ehrenamt bietet die Möglichkeit, Deine Erfahrungen, Fähigkeiten und Persönlichkeit einzubringen und gleichzeitig aktiv, selbstwirksam und vernetzt zu bleiben.
Du entscheidest selbst, wie viel Zeit Du investieren möchtest und in welchem Rahmen. Ein Ehrenamt stärkt den Selbstwert und die Lebensfreude, weil Du etwas tust, das Sinn hat und dieser Sinn wiederum wirkt sich positiv auf Dein Wohlbefinden und Deine Gesundheit aus.
Welches ist das richtige Ehrenamt für den Ruhestand?
Das passende Ehrenamt als Senior:in zu finden, ist ein bisschen wie die Suche nach einem neuen Lebensrhythmus. Nach Jahrzehnten im Berufsleben hast Du gelernt, Verantwortung zu tragen, Menschen zu führen und Probleme zu lösen. Jetzt darfst Du frei entscheiden, wohin Du diese Energie lenkst.
Mit Kindern und Jugendlichen arbeiten
Wenn Du gerne Zeit mit jungen Menschen verbringst, kannst Du als Lesepat:in in Schulen Geschichten lebendig machen, als Mentor:in Jugendliche beim Lernen begleiten oder als Betreuer:in in Ferienprojekten unterstützen. Solche Begegnungen verbinden Generationen und schaffen wertvolle Momente von Familie und Freizeit, die weit über den Alltag hinauswirken. Kinder und Jugendliche profitieren enorm von der Erfahrung und Ruhe älterer Menschen und schenken Dir im Gegenzug Energie und Lebensfreude.
Um es Dir ein wenig einfacher zu machen, haben wir drei spannende Projekte für Dich ausgesucht:
Hilf Kindern mit Migrations- oder Fluchthintergrund dabei, spielerisch Deutsch zu lernen und sich im Schulalltag zurechtzufinden. Als Sprachpate triffst Du Dich einmal pro Woche mit Deinem Patenkind, übst eine Stunde lang Deutsch und stärkst so Bildung, Integration und Selbstvertrauen.
Im offenen Treff „Kaffee Kunterbunt“ triffst Du auf lachende Kinder, entspannte Eltern und jede Menge Herz. Du kannst beim Spielen, Basteln oder Singen unterstützen oder in der Küche mithelfen und Kaffee kochen, Waffeln backen oder beim Aufräumen helfen.
Als Kiezstern unterstützt Du Familien in Steglitz-Zehlendorf, die keine familiäre Hilfe vor Ort haben. Du verbringst Zeit mit den Kindern, gehst mit ihnen auf den Spielplatz, hilfst bei den Hausaufgaben oder begleitest sie zu Freizeitaktivitäten und schenkst so Eltern wertvolle Entlastung.
Unterstützung für ältere Menschen
Wenn Du Dich gern mit anderen Senior:innen austauschst oder einfach Zeit schenken möchtest, findest Du hier besonders sinnvolle Aufgaben. Ob im Senior:innencafé, beim Besuchsdienst oder als Begleiter:in für Menschen, die nicht mehr mobil sind. Dein Einsatz kann spürbar zur Lebensqualität anderer Senior:innen beitragen. Dabei kannst Du ebenso Deine Fähigkeiten in Beratung, Mentoring oder Begleitung einsetzen, um anderen Orientierung zu geben und Sicherheit zu schenken, z. B. bei Behördenangelegenheiten oder Rentenanträgen.
Wie bereichernd solche Begegnungen sein können, zeigen Geschichten wie die von Renate, die durch ihr Engagement Gemeinschaft statt Einsamkeit im Alter erlebt. Oder Sigrid, für die im Ehrenamt Probleme nebensächlich werden.
Soziale Hilfe für den guten Zweck
Im sozialen Bereich wird fast überall Unterstützung gebraucht: bei Tafeln, Kleiderkammern, Obdachlosenhilfen oder Nachbarschaftsprojekten. Wenn Du gerne zupackst, kannst Du hier direkt helfen und siehst sofort, was Dein Einsatz bewirkt. Auch handwerklich Begabte finden Aufgaben, wie beispielsweise in Reparaturcafés oder bei Bauprojekten für gemeinnützige Einrichtungen.
Kultur, Glaube und Gemeinschaft
Wenn Du Dich für Geschichte, Kunst oder Musik interessierst, findest Du im kulturellen oder kirchlichen Umfeld vielfältige Möglichkeiten zur Beschäftigung. Das reicht vom Museumsdienst über Archivarbeit bis zur Mitgestaltung von Gemeindeveranstaltungen. Hier zählen Leidenschaft, Verlässlichkeit und Freude am Austausch mehr als formale Qualifikationen.
Natur, Umwelt und Tiere
Du verbringst gerne Zeit im Freien? Dann kannst Du Dein Engagement perfekt mit frischer Luft und Bewegung verbinden. Ob in Naturschutzgruppen, bei Pflanzaktionen, im Tierschutz oder in Gartenprojekten – überall braucht es Menschen, die mit anpacken. Du tust etwas Gutes für die Umwelt, schützt Lebensräume und förderst das Bewusstsein für Nachhaltigkeit. Gleichzeitig schenken Dir Naturerlebnisse Ruhe, Ausgleich und Sinn.
Digital helfen
Auch online kannst Du Dich einbringen, etwa indem Du Senior:innen im Umgang mit dem Smartphone und Computer hilfst, Sprachunterstützung für Geflüchtete bietest oder digitale Beratungsangebote begleitest. Gerade für Menschen mit eingeschränkter Mobilität sind solche Angebote eine wertvolle Brücke in die Gesellschaft.
Ehrenamtliche:r Rentenberater:in: Hilf mit Deiner Erfahrung
Du kennst Dich mit Renten-, Sozial- und Versicherungsfragen aus? Dann kannst Du als Rentenberater:in ehrenamtlich anderen Menschen helfen, ihre Rentenansprüche zu verstehen und durchzusetzen. Gerade wenn Du selbst den Weg durch Anträge, Bescheide und Behördenpost gegangen bist, weißt Du, wie verwirrend das sein kann.
Als ehrenamtliche:r Rentenberater:in unterstützt Du Menschen dabei, Rentenanträge zu verstehen, Widersprüche zu formulieren oder Nachweise zusammenzustellen. Du begleitest sie zu Beratungsterminen, hilfst beim Ausfüllen von Formularen und erklärst komplizierte Rentenbescheide in verständlicher Sprache. Dein Einsatz gibt anderen Sicherheit und nimmt ihnen die Angst vor dem Papierkram.
Du brauchst dafür keine spezielle Ausbildung – Deine eigene Erfahrung und die Bereitschaft, Dich einzuarbeiten, reichen oft aus. Viele Sozialverbände wie der VdK, die Volkssolidarität oder der SoVD bieten kostenlose Schulungen für ehrenamtliche Rentenberater:innen an. Dort lernst Du die wichtigsten Grundlagen und bekommst Unterstützung bei schwierigen Fällen.
Wenn Du gerne mit Menschen arbeitest und Dein Wissen weitergeben möchtest, ist dieses Ehrenamt eine besonders wertvolle Form des Engagements. Du hilfst Menschen in einer wichtigen Lebensphase – und nutzt dabei Deine eigene Erfahrung, um echte Probleme zu lösen.
Aufwandsentschädigung im Ehrenamt: Das gilt für Senior:innen
Du engagierst Dich ehrenamtlich und fragst Dich, ob Du dafür eine kleine Anerkennung erhalten darfst? Gute Nachricht: Eine Aufwandsentschädigung im Ehrenamt ist grundsätzlich mit dem Rentenbezug problemlos vereinbar. Dabei geht es nicht um ein Gehalt, sondern um einen Ausgleich für Auslagen wie Fahrtkosten, Material oder Verpflegung. Ein Ehrenamt ist rechtlich betrachtet keine berufliche Tätigkeit, sondern eine freiwillige Unterstützung für das Gemeinwohl. Dennoch lohnt es sich, einige Dinge vorher zu wissen.
Es gibt gesetzlich festgelegte Freibeträge, die freiwillige Tätigkeiten erleichtern. So beträgt die Ehrenamtspauschale bis zu 840 Euro im Jahr (§ 3 Nr. 26a EStG). Für bestimmte Tätigkeiten, wie beispielsweise als Übungsleiter:in, Ausbilder:in oder Betreuer:in, gilt die Übungsleiterpauschale von bis zu 3.000 Euro jährlich (§ 3 Nr. 26 EStG).
Diese Beträge bleiben steuer- und sozialversicherungsfrei, solange sie nicht überschritten werden. In Deiner Steuererklärung musst Du diese Pauschalen nicht extra angeben, solange Du innerhalb der Grenzen bleibst. Wenn Du mehr erhältst oder mehrere Ehrenämter mit Vergütung kombinierst, solltest Du die Summen addieren und im Zweifel steuerlich prüfen lassen.
Wenn Du eine Frührente oder Teilrente beziehst, gibt es zusätzlich eine sogenannte Hinzuverdienstgrenze. Seit 2023 liegt sie bei 17.823 Euro jährlich (§ 34 SGB VI). Auch wenn Ehrenamtspauschalen meist nicht als Einkommen zählen, kann eine regelmäßige Vergütung im Einzelfall anrechenbar sein. Eine kurze Rücksprache mit der Deutschen Rentenversicherung schafft hier Klarheit.
Wichtig ist außerdem: Für ein echtes Ehrenamt für Senior:innen besteht kein Anspruch auf Arbeitslosen-, Kranken- oder Rentenversicherung, aber auch keine Pflicht. Du bist also weder versicherungspflichtig noch beitragspflichtig – Dein Rentenanspruch bleibt davon unverändert.
Ein Ehrenamt lässt sich gut mit der Rente verbinden, solange die Tätigkeit freiwillig bleibt und die Aufwandsentschädigung im Rahmen liegt. So kannst Du Deine Zeit und Fähigkeiten einbringen, ohne etwas zu riskieren, und erfährst oft einen Gewinn, der weit über Geld hinausgeht: die Freude, etwas Sinnvolles zu tun, andere Menschen zu unterstützen und in der Gemeinschaft aktiv zu sein.
Gut zu wissen: Falls Du jüngere Menschen in Deinem Umfeld hast, die Interesse an einem Freiwilligendienst wie dem FSJ haben, ist es gut zu wissen, dass auch dort finanzielle Unterstützung möglich ist. So können alle Generationen motiviert werden, sich freiwillig einzubringen und Verantwortung für die Gemeinschaft zu übernehmen. Hier erfährst Du mehr über die Vergütung im FSJ.
Der Weg ins ehrenamtliche Engagement: Organisationen & Tipps

Der Einstieg ins Ehrenamt für Senior:innen ist oft leichter, als man denkt. Viele Wege führen dorthin, ob über offizielle Vermittlungsstellen, persönliche Kontakte oder einfach durch Neugier. Wichtig ist, dass Du etwas findest, das wirklich zu Dir passt und sich gut in Deinen Alltag einfügt.
1. Finde heraus, was zu Dir passt
Bevor Du Dich bewirbst, frag Dich ehrlich, was Dir Freude macht. Magst Du den direkten Kontakt mit Menschen, arbeitest Du lieber praktisch oder organisierst Du gern? Es hilft, die eigenen Interessen und Grenzen zu kennen, so findest Du schneller Aufgaben, die Dich langfristig erfüllen.
2. Informiere Dich bei Freiwilligenagenturen
In fast jeder größeren Stadt gibt es Freiwilligenagenturen oder Senior:innenbüros, die Dich kostenlos beraten. Sie kennen lokale Projekte, erklären, welche Tätigkeiten gesucht werden, und helfen Dir, das passende Engagement zu finden. Beispiele sind:
- Freiwilligenagenturen vor Ort (einfach nach „Freiwilligenagentur + Stadtname“ suchen)
- HelfenKannJeder – Freiwilligenportal großer deutscher Hilfsorganisationen
- GoVolunteer – Bundesweite Online-Plattform mit Filter nach Themen und Städten
- Aktion Mensch – Engagement-Plattform der Soziallotterie mit zahlreichen Ehrenamtsangeboten
3. Probiere Dich unverbindlich aus
Viele Organisationen bieten Schnuppertage oder Zeitprojekte an. So kannst Du eine Tätigkeit erst kennenlernen, bevor Du Dich länger bindest. Diese offene Form des Einstiegs ist ideal, um herauszufinden, ob Team, Aufgabe und Rhythmus zu Dir und Deinen Bedürfnissen passen.
4. Kläre Zeitrahmen und Erwartungen
Sprich offen an, wie viel Zeit Du geben kannst und was Du Dir vom Engagement wünschst. Ein gutes Ehrenamt funktioniert auf Augenhöhe: Es soll bereichern, nicht überfordern. Auch kurze Einsätze oder gelegentliche Unterstützung sind wertvoll.
5. Achte auf Versicherung und Rahmenbedingungen
Seriöse Organisationen informieren Dich über Themen wie Unfall- und Haftpflichtversicherung oder Aufwandsentschädigungen. Frag ruhig nach, bevor Du startest, damit Du Dich von Anfang an sicher fühlst.
6. Vertraue Deinem Bauchgefühl
Nicht jedes Projekt passt sofort. Manchmal braucht es zwei, drei Versuche, bis es wirklich „klick“ macht. Ein gutes Zeichen ist, wenn Du nach dem Einsatz nach Hause gehst und das Gefühl hast, dass diese Form der Unterstützung Sinn macht und Dir Spaß bereitet.
Du hast noch offene Fragen zu Deinem Ehrenamt? In unseren häufig gestellten Fragen zum Ehrenamt findest Du Antworten auf viele praktische Themen rund um Dein Engagement.
Bleib dran und engagiere Dich!
Vielleicht hast Du schon öfter darüber nachgedacht Dich im Alter für die Gemeinschaft zu engagieren. Dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt dafür! Du hast Lebenserfahrung, Zeit und Herz und genau das macht Deinen Beitrag so wertvoll. Warte nicht auf „irgendwann“. Fang einfach an, probiere Dich aus und schau, wo Dein Engagement gebraucht wird.
Auf GoVolunteer findest Du hunderte Projekte in Deiner Nähe, die genau Menschen wie Dich suchen. Gib einfach Deine Stadt ein und entdecke, welche Möglichkeiten auf Dich warten.



