So kannst Du Menschen helfen und Engagement zeigen
In Deutschland gelten mehr als 17 Millionen Menschen als armutsgefährdet, dazu kommen Millionen ältere Menschen, die unter Einsamkeit leiden. Hinter diesen Zahlen stehen Schicksale von Nachbar:innen, Bekannten oder Menschen, denen wir jeden Tag begegnen könnten. Hilfe wird nicht nur in fernen Krisenregionen gebraucht, sondern auch direkt vor unserer Haustür. Menschen zu helfen kann ganz unterschiedlich aussehen – ob durch ein Lächeln im Alltag, ein offenes Ohr oder durch ehrenamtliches Engagement. Jeder Beitrag zählt, und jeder Mensch kann auf seine eigene Weise helfen.
In diesem Beitrag erfährst Du, warum es so wichtig ist, anderen Menschen zu helfen, welche Formen des Engagements es gibt und wie Du ganz konkret aktiv werden kannst.
Anderen Menschen helfen: Was bedeutet das?
Menschen zu helfen klingt auf den ersten Blick selbstverständlich, doch dahinter steckt mehr als nur eine nette Geste. Helfen bedeutet, bewusst hinzusehen, Verantwortung zu übernehmen und Zeit oder Energie zu investieren, damit das Leben anderer ein Stück leichter wird. Das kann ganz praktisch sein – jemandem beim Tragen der Einkaufstüten zur Hand gehen – oder es kann tiefer gehen, wenn Du Dich ehrenamtlich in einem Team engagierst und Deine Fähigkeiten für eine gute Sache einsetzt. Anderen Menschen helfen kann viele Formen annehmen.
Helfen bedeutet aber immer auch, Empathie zu zeigen. Es geht darum, die Bedürfnisse anderer wahrzunehmen und ihnen das Gefühl zu geben, nicht allein zu sein. Für den einen ist es eine kurze Unterstützung im Alltag, für den anderen kann es ein entscheidender Moment sein, der Hoffnung gibt und neue Perspektiven eröffnet.
Behinderten Menschen unterstützen: Barrieren erkennen und abbauen

Menschen mit Behinderung wollen in erster Linie dasselbe wie Menschen ohne Behinderung: ihr Leben selbst bestimmen, dazugehören, respektiert werden und so wahrgenommen werden, wie sie sind, mit ihren Stärken, Ideen und Wünschen. Behinderten Menschen zu helfen bedeutet in diesem Zusammenhang nicht, jemanden zu bemitleiden, sondern Barrieren zu erkennen und abzubauen – im Kopf ebenso wie im Alltag.
Schon kleine Gesten können viel bewirken: aufmerksam zuhören, geduldig reagieren oder fragen, ob Hilfe gewünscht ist. Viele freuen sich über ein freundliches „Kann ich dir helfen“, weil es zeigt, dass man sie wahrnimmt und respektiert.
Darüber hinaus gibt es viele Wege, sich einzubringen und echte Teilhabe zu fördern:
- Freizeitbegleitung: Manchmal ist es schon wertvoll, einfach Zeit miteinander zu verbringen. Wenn Du jemanden ins Kino begleitest, gemeinsam spazieren gehst oder etwas Neues ausprobierst, entsteht Nähe und Vertrauen. Solche Begegnungen schenken Freude und schaffen Verbindung.
- Unterstützung im Alltag: Du kannst zum Beispiel beim Einkaufen helfen, jemanden zu einem Arzttermin begleiten oder helfen, Formulare und Anträge auszufüllen. Damit machst Du für die betroffene Person vieles einfacher und gibst Sicherheit, ohne die Selbstständigkeit von Menschen einzuschränken.
- Kulturelle Teilhabe: Kultur verbindet Menschen. Wenn Du jemanden zu einem Konzert, ins Theater oder in eine Ausstellung begleitest, könnt Ihr gemeinsam etwas Tolles erleben und noch lange von der gemeinsamen Erfahrung zehren.
- Digitale Unterstützung: In unserer vernetzten Welt bedeutet Teilhabe auch, digital dabei zu sein. Viele Menschen stoßen hier auf Hürden, die Du leicht überwinden helfen kannst. Zeig, wie man ein Smartphone nutzt, Apps installiert oder eine Videokonferenz startet. So gibst Du Menschen die Möglichkeit, mit anderen in Kontakt zu bleiben und selbstbestimmt an der Gesellschaft teilzunehmen.
- Sport und Bewegung: Wenn Du Dich in einem Inklusionssportprojekt engagierst oder einfach gemeinsam trainierst, zählt nicht Leistung oder Tempo, sondern das Miteinander. Beim Sport entsteht oft eine Leichtigkeit, die Barrieren abbaut und Begegnung ganz selbstverständlich macht.
- Mentoring und Patenschaften: Wenn Du Dich langfristig engagieren möchtest, kannst Du eine Person als Mentor:in oder Pat:in begleiten. Und oft entsteht dabei eine Verbindung, die über das Projekt hinaus Bestand hat und beiden Seiten guttut.
Auf GoVolunteer findest Du viele spannende Projekte, in denen Du Dich für Menschen mit Behinderung regelmäßig oder auch nur ab und zu engagieren kannst.
Alten Menschen helfen und Einsamkeit lindern
Ältere Menschen brauchen oft mehr als Hilfe beim Einkaufen oder Betreuung im Haushalt. Viele wünschen sich vor allem Nähe, Gespräche und das Gefühl, nicht allein zu sein. Einsamkeit ist im Alter ein großes Thema, selbst wenn Kinder oder Enkelkinder in der Nähe wohnen. Schon ein kurzer Besuch, ein Telefonat oder ein gemeinsamer Spaziergang kann den Tag verändern und ein Stück Wärme bringen.
Auch praktische Unterstützung bleibt wichtig. Du kannst beim Einkauf helfen, jemanden zu einem Arzttermin begleiten oder erklären, wie Handy oder Computer funktionieren. Solche Dinge erleichtern den Alltag enorm und geben älteren Menschen Sicherheit. Achte dabei darauf, Hilfe so zu geben, dass sie ihre Selbstständigkeit behalten, denn das ist für viele besonders wertvoll.
Es gibt unzählige Möglichkeiten, Dich einzubringen. Besuchsdienste, Seniorencafés oder Projekte, die bei der Alltagsbewältigung unterstützen, sind ständig auf der Suche nach Freiwilligen. Mit ein wenig Zeit kannst Du Brücken zwischen verschiedenen Generationen bauen und dafür sorgen, dass Senior:innen sich geschätzt fühlen.
Ein schönes Beispiel dafür ist das Projekt OMApost, das wir in unserem Beitrag „Gemeinsamkeit statt Einsamkeit im Alter“ vorstellen. Hier wird gezeigt, wie schon kleine Gesten wie eine Postkarte gegen Einsamkeit helfen und Nähe schaffen können.
Damit Dir der Einstieg in Dein Ehrenamt leichter fällt, haben wir drei spannende Projekte ausgesucht, die Dir zeigen, wie vielfältig Engagement und Solidarität für ältere Menschen sein kann.
In diesem Projekt begleitest Du eine Pflegewohngemeinschaft und trägst dazu bei, dass die Bewohner:innen ihren Alltag selbstbestimmt gestalten können. Du hörst zu, sammelst Wünsche, hilfst bei der Organisation und bringst Dich nach Deinen Möglichkeiten ein.
Beim „Mobilen Einkaufswagen“ begleitest Du ältere Menschen beim Wocheneinkauf. Du holst sie zu Hause ab, hilfst beim Ein- und Aussteigen, unterstützt im Supermarkt und bringst die Einkäufe wieder mit zurück. Bei der gemütlichen Kaffeerunde habt ihr außerdem Zeit für Gespräche und Begegnungen.
In der Smartphone Sprechstunde unterstützt Du ältere Menschen dabei, ihr Handy oder Tablet besser zu verstehen. Ob Fotos verschicken, Nachrichten schreiben oder Apps nutzen – mit Deiner Beratung und Deinem Wissen machst Du digitale Teilhabe möglich und gibst Sicherheit im Alltag.
Obdachlosen Menschen zur Seite stehen
Obdachlosigkeit ist für viele Menschen in Deutschland Realität. Schätzungen zufolge leben hierzulande über 530.000 Menschen ohne feste Wohnung, Tendenz steigend. Viele von ihnen leben auf der Straße, andere kommen vorübergehend bei Bekannten unter oder in Notunterkünften. Hinter diesen Zahlen stehen Lebenswege, die ganz unterschiedlich verlaufen sind. Manchmal war es eine Trennung, ein Jobverlust, eine Krankheit oder das Fehlen bezahlbaren Wohnraums, das den Ausschlag gegeben hat.
Ohne Wohnung verliert man schnell mehr als nur ein Dach über dem Kopf. Es fehlt an Sicherheit, an Rückzugsorten und an sozialer Anbindung. Viele Menschen auf der Straße erleben Ablehnung oder werden schlicht übersehen. Deshalb beginnt Hilfe dort, wo jemand hinschaut. Wenn Du den Mut hast, kurz stehenzubleiben, ein Gespräch zu führen oder einfach freundlich zu grüßen, machst Du schon etwas, das im Alltag selten geworden ist: Du erkennst den Menschen hinter der Situation.
Auch kleine Gesten können praktisch helfen. Ein heißer Kaffee, ein belegtes Brötchen, Hygieneartikel oder ein sauberes Paar Socken sind im Winter oft Gold wert. Noch wichtiger ist aber, dass Du respektvoll bleibst und nicht übergriffig wirst. Frag lieber nach, was überhaupt gebraucht wird, statt einfach nur zu handeln, denn so vermeidest Du, dass Hilfe bevormundend wirkt.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche Organisationen, die Obdachlosen konkrete Hilfe bieten – von Suppenküchen über Kleiderkammern bis hin zu Notunterkünften. Dort kannst Du mit anpacken, Mahlzeiten ausgeben, Kleidung sortieren oder Dich in der Begleitung zu Ämtern einbringen. Auf GoVolunteer findest Du viele tolle Projekte, bei denen Du Dich für obdachlose Menschen engagieren kannst.
Depressive Menschen unterstützen: Verständnis zeigen und Halt geben

Depressionen gehören heute zu den häufigsten psychischen Erkrankungen und nehmen stetig zu. Allein in Deutschland sind laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung rund 8,2 Prozent der Erwachsenen innerhalb eines Jahres von einer Depression betroffen. Das bedeutet, dass fast jede:r Zehnte diese Erfahrung macht. Hinter jeder Zahl steht ein Mensch und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass auch in Deinem Umfeld jemand darunter leidet.
Wenn jemand in Deiner Nähe an einer Depression erkrankt, ist das für beide Seiten eine große Herausforderung. Du kannst die Krankheit nicht einfach wegreden oder lösen, aber Du kannst depressiven Menschen helfen, indem Du da bist und Halt gibst. Oft reicht schon, zuzuhören, ohne gleich mit Ratschlägen zu kommen. Zeig Deinem Gegenüber, dass seine Gefühle ernst genommen werden und dass er sich nicht verstellen muss.
Wichtig ist, dass Du Geduld hast. Eine Depression verschwindet nicht von heute auf morgen, manchmal dauert der Weg zur Besserung lange. Dein regelmäßiger Kontakt, eine kurze Nachricht oder ein gemeinsamer Spaziergang können schon zeigen, dass jemand nicht allein ist.
Hilfreich ist auch, wenn Du ermutigst, professionelle Hilfe anzunehmen. Ärzt:innen, Psychotherapeut:innen oder Beratungsstellen wie die Deutsche Depressionshilfe sind die richtigen Anlaufstellen. Du musst nicht alles allein tragen, und es ist völlig in Ordnung, darauf hinzuweisen, dass Unterstützung von Fachleuten wichtig ist.
Geflüchteten oder zugewanderten Menschen helfen
Wenn Menschen ihre Heimat verlassen, bedeutet das weit mehr, als nur einen Ort hinter sich zu lassen. Sie lassen Erinnerungen zurück, vertraute Stimmen, ihre Sprache und das Gefühl von Sicherheit und Zugehörigkeit. In einem neuen Land anzukommen ist ein Schritt ins Ungewisse. Was für uns in Deutschland selbstverständlich ist, kann für jemanden, der gerade erst angekommen ist, eine große Hürde sein und genau hier ist Deine Hilfe gefragt.
Helfen beginnt oft im Kleinen. Ein freundliches Wort, eine Einladung auf einen Kaffee oder das Angebot, gemeinsam Deutsch zu üben, können bereits viel bewirken. Denn viele Menschen, die neu hier sind, wünschen jemanden, der ihnen Orientierung gibt und Interesse zeigt. Du kannst zum Beispiel beim Ausfüllen von Formularen helfen, jemanden als AmtBuddy zu einem Behördengang begleiten oder einfach zuhören, wenn jemand von seinem bisherigen Leben erzählt.
Mindestens genauso wertvoll sind gemeinsame Aktivitäten. In Begegnungscafés, Nachbarschaftsprojekten oder Sportgruppen entstehen Räume, in denen Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen zusammenkommen. Beim Kochen, Musizieren oder Spazierengehen verschwinden Barrieren und aus Fremden werden so schnell Bekannte oder vielleicht sogar Freund:innen.
Denn Integration entsteht immer dort, wo Menschen einander begegnen, sich zuhören und bereit sind, voneinander zu lernen. Dafür braucht es nicht nur Offenheit auf Seiten derjenigen, die ankommen, sondern auch die Bereitschaft unserer Gesellschaft, sich mitzuverändern. Wie wir über Integration, Assimilation und Inklusion sprechen, zeigt letztlich, welches Bild wir vom Zusammenleben haben – ob wir Vielfalt als Herausforderung begreifen oder als Chance, gemeinsam zu wachsen.
Wie kann man Menschen in Not helfen?
Oft wirkt der Gedanke, anderen Menschen zu helfen, riesig und schwer greifbar. Doch der erste Schritt ist meist kleiner, als Du denkst. Frag Dich, wo in Deinem Alltag Gelegenheiten liegen. Vielleicht bei der älteren Nachbarin, die sich über einen kurzen Einkauf freut, oder beim Freund, der gerade eine schwierige Phase durchmacht und einfach mal jemanden zum Zuhören braucht.
Wenn Du Lust hast, Dich stärker einzubringen, gibt es vielfältige Möglichkeiten und Stellen. In Deiner Region findest Du Hilfsprojekte, bei denen immer Freiwillige gesucht werden – vom Besuchsdienst im Heim für Senior:innen bis hin zur Hausaufgabenhilfe für Kinder.
Helfen kann aber auch bedeuten, Haltung zu zeigen und Ungerechtigkeit nicht hinzunehmen. Schon im Alltag kannst Du ein Zeichen für Offenheit und Respekt setzen – zum Beispiel, indem Du Dich aktiv gegen Diskriminierung engagierst. Inspiration dazu findest Du in unseren 8 Tipps, wie Du Dich gegen Rassismus engagieren kannst.
Wichtig ist, dass Du nicht darauf wartest, den perfekten Moment oder das perfekte Projekt zu finden. Fang klein an, probiere etwas aus und sammle Erfahrungen, indem du Menschen hilfst. Jede Stunde, die Du schenkst – sei es an einem Nachmittag in der Woche oder an einem Abend – kann für jemanden einen großen Unterschied machen. Mit der Zeit wirst Du merken, wie erfüllend ein Ehrenamt ist.
Bleib dran und engagiere Dich!
Manchmal reicht schon ein kleiner Anfang, um etwas ins Rollen zu bringen. Mit Deinem Einsatz schenkst Du anderen Menschen Nähe, Unterstützung und Hoffnung und erlebst selbst, wie bereichernd Engagement sein kann. Nutze die Chance, etwas zu bewegen und finde das Projekt, das wirklich zu Dir passt.



