Gemeinschaft statt Isolation: Khalsa verbindet Menschen im Nachbarschaftscafé

Published On: 04.06.2024|Kategorien: Menschen helfen, Volunteers kennenlernen|5,2 min read|

Mitten in Berlin-Schöneberg findet sich ein lebhafter Ort der Gemeinschaft – das Nachbarschaftscafé Schöneberg. Betritt man das Café, steht man in einem hellen und einladenden Raum, der zum Verweilen einlädt. Der Duft von selbstgebackenem Kuchen und frisch gebrühtem Kaffee liegt in der Luft und schafft eine warme, familiäre Atmosphäre. Im Herzen des Projekts steht Khalsa. Hier erzählt sie die Geschichte ihres Ehrenamts und wie es ihr geholfen hat, Erfüllung in der Gemeinschaft zu finden.

1. Khalsas Volunteer Story

Khalsa kommt aus Syrien und ist seit 7 Jahren in Deutschland. Zunächst lebt sie in Cloppenburg, doch der Neuanfang in Deutschland fällt schwer. Die gebürtige Hausfrau und Mutter von fünf Kindern sucht Anschluss. Es ist kompliziert, eine Arbeit zu finden. Deshalb zieht sie nach Berlin und beginnt eine Weiterbildung zur Pflegehelferin. Leider macht ihr eine Verletzung im Arm die schwere körperliche Arbeit unmöglich. Während sie sich beruflich neu orientiert, sucht sie nach einer Möglichkeit, aktiv zu werden. Durch ihre Tochter Lava, die im Projekt “Du für Berlin“ von GoVolunteer e.V. arbeitet, findet sie ihr Ehrenamt im Nachbarschaftscafé. Seit über neun Monaten engagiert sich Khalsa nun schon im Café und findet hier Erfüllung.

Zum Café zu gehen ist besser als zu Hause zu sitzen und mir viele Sorgen über die Zukunft zu machen. Es ist viel besser für mich, mit Leuten in Kontakt zu sein. Auch für meine Kinder ist es besser, wenn ihre Mutter aktiv ist. Wenn ich im Café bin, dann ist es etwas für mich selbst. Ich habe eine eigene Sache und entscheide mich selbst, hierher zu kommen. Es ist ein Raum nur für mich.

Khalsa befindet sich in der Küche und schneidet gerade auf einem Schneidebrett einen Kuchen in Scheiben. Sie lächelt.

Khalsa im Einsatz

Khalsa und ihre Tochter Lava stehen vor einer Pinnwand in einem Café Arm in Arm und lächeln in die Kamera. Khalsa ist links zu sehen, Lava rechts.

Khalsa und Tochter Lava

Gemeinsam stark 

Zusammen mit fünf weiteren engagierten Helfer:innen bereitet Khalsa jede Woche das Café vor und ist für die Bewirtung der Gäst:innen verantwortlich. Montags und donnerstags öffnen sich um 11 Uhr die Türen des Cafés und die Menschen aus der Nachbarschaft werden gegen eine kleine Spende mit Kaffee und Kuchen verwöhnt. ​​

Das Café dient als ein Raum für Austausch und Begegnung – ein wichtiger Ort für diejenigen, die Anschluss suchen und sich einsam fühlen. Ohne die Ehrenamtlichen könnte das Café nicht stattfinden. Die Koordinatorin des Projekts, Rim Alkhouri, und ihr Team wollen eine inklusive Gemeinschaft schaffen, in der sich jede:r willkommen und zugehörig fühlt. Rim berichtet:

Es ist ein richtig multikulturelles Team. Das Tolle ist, dass sie sich gegenseitig unterstützen. Man merkt, sie sind füreinander da, z.B. bei Sprachhürden. Ein schönes Miteinander!

Khalsa beschreibt ihre Rolle im Café als eine Quelle der Zufriedenheit und als eine gute Möglichkeit, um weiter Deutsch zu lernen. Gerade der Austausch mit älteren Menschen, die das Café besuchen, liegt ihr am Herzen.

Hier im Café kann ich mein Deutsch verbessern. Wenn die Kunden hier im Café sitzen und reden, höre ich bei den Gesprächen zu und kann Deutsch sprechen üben. Ich mag es besonders, wenn ältere Leute kommen. Sie machen sich schick für das Café und sie sind so respektvoll. Ich mag es, mit ihnen zu sprechen, sie sind gute Zuhörer.

In Kontakt kommen und etwas bewirken

Khalsas Teilnahme am Café hat ihr nicht nur geholfen, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern, sondern auch ihr Selbstbewusstsein gestärkt und ihr die Möglichkeit gegeben, Teil einer Gemeinschaft zu werden. Sie berichtet, dass dies nach der Ankunft in Deutschland nicht immer möglich war. Das Ehrenamt habe ihr geholfen, mit Menschen in Kontakt zu kommen.

Als ich nach Deutschland gekommen bin, hatte ich nie mit Deutschen Kontakt. Mit niemandem, auch nicht mit Nachbarn. Am Anfang traut man sich nicht. Es ist eine neue Sprache, ein neues Land, alles ist neu. Dafür ist das Ehrenamt eine gute Möglichkeit, hier lerne ich Leute kennen.

Im Nachbarschaftsheim Schöneberg e.V. hat das Ehrenamt einen wichtigen Stellenwert, nicht nur im Nachbarschaftscafé, sondern auch in vielen anderen Einrichtungen. Mittlerweile ist Khalsa zu einem unverzichtbaren Teil des Café-Teams geworden. Die Koordinatorin Rim Alkhouri ist sehr dankbar für ihren wichtigen Beitrag. Sie beschreibt Khalsa als besonders zuverlässige und eigenständige Ehrenamtliche, auf die sie sich stets verlassen kann.

Selber Vorbild werden

Khalsas ehrenamtliche Arbeit leistet nicht nur im Café einen wichtigen Beitrag, sondern hat sich auch auf ihr eigenes Leben ausgewirkt. Früher habe sie es nie für möglich gehalten, dass beides klappt – für die Familie präsent und trotzdem aktiv zu sein. Umso bedeutsamer sei nun für sie, ein wichtiger Teil des Café-Teams zu sein und sogar anderen zum Vorbild zu werden. Sie berichtet von einem besonders prägenden Erlebnis:

In meinem ersten Monat im Café ist eine Gruppe von einem Arabischkurs gekommen und hat im Café Pause gemacht. Sie waren in der gleichen Situation wie ich früher. Sie haben mich erstaunt angeschaut und ich habe erzählt, dass ich hier ein Ehrenamt mache. Auf einmal war ich auf der anderen Seite. Ich habe von meinen Erfahrungen erzählt und sie konnten etwas von mir lernen, das war mein schönster Moment.

2. „Du für Berlin“ hilft beim Start ins Ehrenamt

Mehrere Menschen von Du für Berlin auf einem Gruppenbild. Sie lachen in die Kamera.

Khalsa hat ihr Ehrenamt über “Du für Berlin“ gefunden. “Du für Berlin“ ist ein Programm von GoVolunteer e.V. und hilft Menschen mit Flucht- oder Migrationserfahrung beim Start ins ehrenamtliche Engagement – kostenlos und zeitlich flexibel. Wir wollen Teilnehmenden den Start ins Ehrenamt in einer digitalisierten Welt erleichtern.

Denn ehrenamtliches Engagement bietet neue Chancen und Perspektiven – persönlich und beruflich. Dadurch können sie selbstbestimmt und ohne Bürokratie aktiv werden.

Das Programm „Du für Berlin“ wird gefördert durch:

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