Mit Herz und Kraft: Mayada schenkt Hilfe und gewinnt Erfüllung

Published On: 18.09.2025|Kategorien: Volunteers kennenlernen|7,5 min read|

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Als Mayada aus Damaskus nach Berlin kam, brachte sie mehr mit als nur einen Koffer – sie brachte den festen Willen mit, ihr Leben neu aufzubauen und anderen zu helfen. Der Krieg hat ihr viel genommen, doch nicht ihren Mut und ihr offenes Herz. Mit dem Wunsch, der Gesellschaft etwas zurückzugeben, fand sie den Weg in die Kleiderkammer des Wohnrefugiums Rhinstraße. Dort sortiert sie Kleidung, übersetzt für Bewohner:innen auf Arabisch und Englisch und schenkt Zeit, Wärme und Verständnis. Mit ihrem Engagement hat Mayada nicht nur anderen Menschen geholfen, sondern auch ihren eigenen Platz in Berlin und ein Stück Selbstverwirklichung gefunden. 

1. Mayadas Volunteer Story

Mayada stammt aus Damaskus, Syrien, und arbeitete dort viele Jahre als Buchhalterin – unter anderem bei DHL – in großen internationalen Teams, in denen sie viel Verantwortung übernahm. Dann kam der Krieg und stellte ihr Leben auf den Kopf.

Wir Syrier sind sehr traurig darüber, was in unserem Land passiert ist. Natürlich war nicht alles einfach für mich, aber mit der Zeit wurde es einfacher. In Syrien ist alles zerstört, die Zukunft ungewiss. Meine Freund:innen sind heute über die ganze Welt verstreut.

Zunächst zog sie nach Dubai, wo sie ebenfalls in einem internationalen Unternehmen arbeitete. Doch allein wollte sie dort nicht bleiben. Ihre Schwester lebte bereits seit acht Jahren in Berlin und so fasste Mayada den Entschluss, ihr zu folgen. 2021 kam sie schließlich nach Berlin, mit dem Wunsch, ein neues Leben zu beginnen. Mayada hat sich bewusst entschieden, ihr nach Deutschland zu folgen – nicht nur, um einen sicheren Ort zu finden, sondern auch, um wieder Familie um sich zu haben.

In Deutschland angekommen war der Start nicht leicht: neue Sprache, neue Kultur, ein völlig neuer Alltag. Mit großer Disziplin lernte sie Deutsch und bestand bald ihre ersten Prüfungen. Gleichzeitig wuchs in ihr der Wunsch, sich einzubringen, Menschen zu helfen und Teil der Gesellschaft zu werden. 

Über das Programm „Du für Berlin” fand sie schließlich ihr Ehrenamt in der Kleiderkammer des Wohnrefugiums Rhinstraße, wo sie seit über eineinhalb Jahren jeden Mittwoch aktiv ist. Dort sortiert sie Kleidung und Schuhe, unterstützt Bewohner:innen mit Übersetzungen ins Arabisch und Englisch und hilft bei verschiedenen Aktivitäten wie Kinderbetreuung sowie der Kommunikation zwischen verschiedenen Kulturen.

Ich weiß, was Krieg bedeutet, wie es ist, auszuwandern, und welche Herausforderungen damit verbunden sind. Deshalb möchte ich anderen Menschen helfen. Wir brauchen Frieden in der Welt. Und Deutschland ist für mich jetzt meine zweite Heimat. Ich möchte dem Land etwas zurückgeben.

Die Kleiderkammer: Ein Ort, der wie eine zweite Familie verbindet

Mittwochvormittag, 11 Uhr im Wohnrefugium Rhinstraße: Die Türen der Kleiderkammer öffnen sich und der Raum füllt sich mit Stimmen, Bewegung und Begegnung. Menschen kommen mit Taschen, auf der Suche nach Jacken, Schuhen oder Kinderkleidung. Ehrenamtliche begrüßen einander mit einem Lächeln, Kinder rufen, es wird sortiert, beraten und geholfen.

Und mittendrin: Mayada, mit offener Haltung und einem Blick für das, was gebraucht wird. Gemeinsam mit weiteren Frauen organisiert sie die Abläufe in der Kleiderkammer: Kleiderspenden sortieren, Termine verwalten, Fragen beantworten. Sie haben alle unterschiedlichen Geschichten, Hintergründen und Alter. Doch was sie verbindet, ist der Wunsch, gemeinsam etwas Gutes zu tun: helfen, zuhören, unterstützen. Aus Kolleginnen sind Freundinnen geworden. 

Mehr als nur ein Projekt verbindet sie – es ist ein Miteinander, das den Alltag trägt. Es wird diskutiert, gelacht, sich gegenseitig Mut gemacht. Wenn Zeit bleibt, trinken sie zusammen einen Kaffee, erzählen aus ihrem Leben oder sprechen über wichtige Dinge, wie zum Beispiel Mayadas Sprachprüfungen. Für Mayada ist diese Unterstützung unbezahlbar. Wenn sie ein Problem hat, findet sie ein offenes Ohr und Rat. Und genauso hilft sie, wenn jemand anderes Unterstützung braucht.

 

Wir sind alle unterschiedlich – aber wir verstehen uns gut. Wenn ich ein Problem habe, helfen wir einander. Ich liebe meine Kolleginnen, wir sind alle Freiwillige. Wir respektieren einander, lernen voneinander und helfen uns gegenseitig. Es fühlt sich wie Familie an.

Mayada beim Sortieren von Kleidung

Mayada beim Sortieren der Kleidung

Mayada gemeinsam mit ihrer Kollegin

 Mayada und ihr Kollegin beim Einsatz in der Kleiderkammer

Stärken entfalten im Ehrenamt: Empathie, Kommunikation, Brücken bauen

Mayada weiß, was es heißt, alles hinter sich zu lassen: den Krieg, den Verlust der Heimat, die Unsicherheit im Exil – das hat sie selbst erlebt. Gerade deshalb ist ihr Engagement so besonders – sie hilft nicht aus Pflicht, sondern aus Überzeugung. Für sie ist Ehrenamt mehr als nur eine Aufgabe, es ist eine Haltung, ein Beitrag zum Miteinander.

Wenn man Gutes tut, tut man es auch für sich selbst. Es ist wichtig, nicht nur an die eigene Zukunft zu denken, sondern auch an andere Menschen und an die Gesellschaft. Durch Engagement kann man viel Neues lernen und wertvolle Erfahrungen sammeln.  Alles, was man gibt, kommt irgendwann zurück – das ist Karma. Am Ende zählt, dass man glücklich ist, und ich glaube, dass man durch gutes Tun auch selbst glücklicher wird.

Schon als sie in Syrien lebte, war Mayada eine starke Persönlichkeit im Team. In internationalen Unternehmen hat sie gelernt, wie wichtig Zusammenarbeit, Kommunikation und Empathie sind. Dieses Wissen bringt sie jetzt in die Arbeit in der Kleiderkammer ein. Dort dolmetscht sie besonders oft zwischen Arabisch, Englisch und Deutsch. Für viele Geflüchtete, die kaum Deutsch sprechen, ist sie damit eine unersetzliche Unterstützung. Sie erklärt Abläufe, beruhigt, vermittelt  und erlebt, wie sich Spannungen auflösen, wenn Verständigung möglich wird.

Es gibt Personen, die leben, um anderen Personen zu helfen. Ich möchte anderen Personen helfen. Deshalb bin ich seit einem Jahr und sechs Monaten ehrenamtlich aktiv bei der AWO. Das gefällt mir gut. Durch mein Engagement helfe ich vielen Menschen, die Unterstützung brauchen, und kann dabei auch meine Sprachkenntnisse nutzen. Das ist für mich sehr gut: ich habe Zeit und ich möchte diese nutzen, um anderen Personen zu helfen und sie kennenzulernen.

Genau in solchen Momenten wird für Mayada deutlich, was ihr Ehrenamt bedeutet: eine Brücke zwischen Menschen, Sprachen und Erfahrungen zu bauen – und Teil einer Gesellschaft zu sein, die Vielfalt lebt.

Ein sprachlicher Meilenstein – und der Weg zurück in den Beruf

Manche Momente bleiben. Für Mayada war es der Tag, an dem sie ihr B2-Zertifikat bestand. Alle Kolleginnen wussten, wie viel Disziplin und Durchhaltevermögen darin steckte. Der Lohn vieler Monate harter Arbeit – und doch war es nicht nur das Zertifikat selbst, das diesen Moment unvergesslich machte, sondern die Reaktion ihres Teams. Als sie das Papier mitbrachte, applaudierten ihre Kolleginnen, umarmten sie, lachten mit ihr. Für Mayada war das mehr als Anerkennung: Es war das Gefühl, gesehen und getragen zu werden – als Mensch, als Teil der Gruppe, als Freundin.

Als ich sowohl mein B1- als auch mein B2-Deutsch-Zertifikat erhalten habe, waren alle meine Kolleg:innen sehr glücklich für mich. Sie wissen, was es bedeutet, eine neue Sprache zu lernen – es ist nicht einfach. Sie haben sich mit mir gefreut, dass ich es geschafft habe, und das hat mir sehr viel bedeutet.

Dieser Moment gab ihr neues Selbstvertrauen. Es war nicht nur ein sprachlicher Meilenstein, sondern ein persönlicher. Ein Zeichen dafür, dass sich ihr Einsatz lohnt und, dass sie sich auf einem guten Weg befindet. In der Kleiderkammer wird sie nicht nur als Helferin geschätzt, sondern als Freundin, als starke Frau, die ihre Erfahrungen nutzt, um anderen beizustehen.

Gestärkt durch diese positiven Erfahrungen plant Mayada nun den nächsten Schritt: eine Fortbildung in der Lohnbuchhaltung, um bald wieder in ihrem Beruf arbeiten zu können. Ihr Ehrenamt möchte sie dabei unbedingt fortsetzen.

Ich möchte arbeiten, aktiv sein und viele neue Erfahrungen sammeln. Außerdem möchte ich Menschen aus meiner Branche kennenlernen und meinen Beruf wieder ausüben. Mein Ziel ist es, sowohl meine persönlichen als auch meine beruflichen Ziele zu erreichen.

2. „Du für Berlin“ hilft beim Start ins Ehrenamt

Mayada hat ihr Ehrenamt über „Du für Berlin“ gefunden. „Du für Berlin“ ist ein Programm von GoVolunteer e.V. und hilft Menschen mit Flucht- oder Migrationserfahrung beim Start ins ehrenamtliche Engagement – kostenlos und zeitlich flexibel. Wir wollen Teilnehmenden den Start ins Ehrenamt in einer digitalisierten Welt erleichtern. Denn ehrenamtliches Engagement bietet neue Chancen und Perspektiven – persönlich und beruflich. Dadurch können sie selbstbestimmt und ohne Bürokratie aktiv werden.

Das Programm „Du für Berlin“ wird gefördert durch:

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