Antisemitismus heute: Was kannst Du dagegen tun?
Der terroristische Anschlag auf eine Synagoge in Halle im Jahr 2019 war leider kein Einzelfall der letzten Jahre. Vielmehr müssen Jüd:innen in Deutschland auch heute immer wieder antisemitische Taten erleben und um ihre Sicherheit fürchten. Antisemitismus darf in Deutschland keinen Platz haben! Deshalb zeigen wir Dir, wie Du antisemitische Bewegungen erkennst und was Du dagegen tun kannst.
Werde Teil von Berlin gegen Nazis und setz Dich mit kreativen Aktionen und Protesten gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus ein.
1. Antisemitismus erkennen
Antisemitische Taten und Äußerungen gehen auch – aber nicht nur – von Menschen mit einem nationalsozialistischen Hintergrund aus. Antisemitismus ist leider bei Menschen jeglicher politischer oder religiöser Orientierung zu beobachten und kann unterschiedliche Darstellungsformen annehmen. Damit Du Dich gegen Antisemitismus einsetzen kannst, musst Du ihn natürlich erkennen! Deswegen ist es besonders wichtig, dass Du die Definition von Antisemitismus kennst und Dir der verschiedenen Erscheinungsformen von Antisemitismus bewusst bist. Die Bundesregierung schließt sich mit ihrer Definition der internationalen Allianz für Holocaustgedenken an:
Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen. Darüber hinaus kann auch der Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv verstanden wird, Ziel solcher Angriffe sein.
Antisemitismus tritt (auf keinen Fall immer, aber) häufig verdeckt auf und wird von vielen nicht wahrgenommen. Dabei ist dieser für die Opfer von antisemitischem Rassismus nicht weniger schmerzhaft und gefährlich. Damit wir uns gegen Antisemitismus stark machen können ist es deshalb umso wichtiger, dass wir seine heutigen Formen erkennen können. Das Bundesministerium für Inneres, die Bundeszentrale für politische Bildung und der Mitteldeutsche Rundfunk haben sich mit Antisemitismus in Deutschland beschäftigt. Wir haben die verschiedenen Formen für Dich zusammengefasst:
2. So wirst Du gegen Antisemitismus aktiv!
Manchmal ist Antisemitismus offen sichtbar. Häufig tritt er jedoch verdeckt und „nur” für Betroffene spürbar auf. Deshalb ist es umso wichtiger, dass Du Betroffene von Antisemitismus ernst nimmst und ihnen Glauben schenkst. Unterstütze betroffene Menschen und biete Deine Hilfe an, wenn Du auf einen antisemitischen Vorfall aufmerksam (gemacht) wirst!
Falls Du Zeug:in von Antisemitismus wirst, solidarisiere Dich mit den Betroffenen! Sei es im Internet oder auf offener Straße: Stehe den betroffenen Personen bei und biete Deine Hilfe an! Du kannst zum Beispiel eine Aussage bei der Polizei machen oder Dich öffentlich zu dem Vorfall äußern, um Dich gegen Antisemitismus zu positionieren. Hilfestellung dazu findest Du beim Projekt stopantisemitismus.de. Akzeptiere jedoch auch, wenn Betroffene keine Hilfe von Dir wollen!
Es gibt natürlich noch weitere Wege, wie Du ein Zeichen gegen Antisemitismus setzen kannst. Wir haben einige Möglichkeiten für Dich gesammelt.
Klär auf und bilde Dich und andere Menschen weiter
Aufklärung und Bildung sind wichtige Säulen, um Antisemitismus zu entgegnen und vorzubeugen. Wir haben Dir einige Projekte verlinkt, bei denen Du Dich und andere weiterbilden und Dich damit gegen Anitsemitismus einsetzen kannst.
Der Verein ZWEITZEUGEN will, dass die persönlichen Geschichten der Zeitzeug:innen des Holocausts nicht verloren gehen. Dafür wurden bereits 37 (Über)Lebensgeschichten dokumentiert – jetzt liegt es an uns die Erzählungen weiterzutragen! Der Verein unterstützt junge Menschen dabei selbst zu zweiten Zeug:innen – Zweitzeug:innen – zu werden und die Geschichten der Zeitzeug:innen über das Leben vor, während und nach dem Holocaust zu erzählen. Du kannst Dich jetzt in Nordrhein-Westfalen als Workshopleiter:in engagieren. Damit machst Du Geschichte nachfühlbar(er) und begreifbar(er) für andere Menschen, bildest sie weiter und setzt Dich damit gegen Antisemitismus ein.
Hilf als Workshopleiter:in bei der Durchführung von Workshops und setz damit ein Zeichen gegen Antisemitismus, wachsenden Rechtsextremismus, Gewalt und rechtspopulistische Aussagen.
Beim Anne Frank Zentrum werden jedes Jahr engagierte Jugendliche zu Anne Frank Botschafter:innen ausgebildet – Bewirb Dich jetzt! Zum Hintergrund: Jugendliche können dadurch ein Zeichen gegen Antisemitismus setzen und gleichzeitig über Vielseitigkeit in der Gesellschaft aufklären. Während eines 4-tägigen Seminars entwickeln sie ihr eigenes Projekt für ihre Stadt und bringen wichtige Themen in ihre Nachbarschaft ein.
Bildungsmaterialien und Handlungsansätze, wie Du auf antisemitische Vorfälle reagieren kannst, findest Du auch auf der Website der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft. Diese Quellen setzen sich vor allem mit der NS-Zeit auseinander und tragen zur Erinnerungskultur bei.
Im Kompetenzzentrum Antisemitismus kannst Du zum Beispiel an Fortbildungen und Online-Seminaren zum Thema Antisemitismus teilnehmen. Außerdem gibt es Bildungsmaterialien für Lehrer:innen und andere Interessierte.
Erinnere an die Opfer des Holocausts
Der Holocaust forderte Millionen Opfer. Wir dürfen die verfolgten und ermordeten Menschen nicht vergessen! Du kannst auf verschiedenen Wegen an die Menschen erinnern. Eine bekannte Möglichkeit ist zum Beispiel das Kunstprojekt Stolpersteine von Gunter Demnig.
Zum Hintergrund: Im Rahmen des Projekts werden seit 1992 Stolpersteine für Menschen verlegt, die während des Nationalsozialismus verfolgt wurden. Die kleinen Gedenktafeln sollen an Jüd:innen, Sinti:zze und Rom:nja, Menschen aus dem politischen oder religiös motivierten Widerstand, Homosexuelle, Zeug:innen Jehovas, Opfer der „Euthanasie“-Morde und Menschen, die als sogenannte „Asoziale“ galten, erinnern und ihnen ihre Namen zurückgeben. Du kannst bei dem Projekt mitmachen, indem Du die Steine zum Beispiel an bedeutenden Gedenktagen wie der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz (27. Januar) oder am Gedenktag zu den Novemberpogromen (9. + 10. November) putzt. Wie das geht, erfährst Du in dieser Anleitung. Natürlich ist das Erinnern auch an allen anderen Tagen im Jahr wichtig! Schau am besten nach, welcher Stolpersteine in Deiner Nähe zu finden ist, beschäftige Dich mit dem Schicksal dahinter und putze ihn regelmäßig. Es ist außerdem möglich eine Patenschaft für einen Stolperstein zu übernehmen oder selbst eine Biografie zu recherchieren.
Du kannst in großen Städten wie Berlin, München und Frankfurt am Main aktiv werden oder Deine Ansprechperson für andere Orte in ganz Deutschland kontaktieren.
Stärke unsere Demokratie
Antisemitismus ist ein direkter Angriff auf unsere Demokratie! Deshalb ist es wichtig, dass wir unsere demokratischen Strukturen schützen und stärken. Das geht offline und online! Du kannst Dich zum Beispiel zusammen mit Kleiner 5 dafür einsetzen, dass die richtigen Parteien im Bundestag sitzen oder mit hatefree Betroffenen bei digitaler Gewalt zur Seite stehen.
Klär darüber auf, dass das Internet kein rechtsfreier Raum ist und steh Menschen bei digitaler Gewalt zur Seite.
3. Hilfe für Betroffene
Wenn Du selber von einem antisemitischen Vorfall betroffen bist, gibt es verschiedene Anlaufstellen, bei denen Du Unterstützung bekommst. Beratungsstellen, wie die Beratungsstelle bei antisemitischer Gewalt und Diskriminierung (OFEK) können Dir helfen, den Vorfall zu verarbeiten oder anzuzeigen. Auf stopantisemitismus.de findest Du eine Zusammenstellung von Anlaufstellen in ganz Deutschland.
Zudem kannst Du Deinen Vorfall bei Meldestellen, wie die der RIAS, melden. Auf diesem Weg kann die Zahl der antisemitischen Vorfälle in Deutschland besser erfasst werden und dadurch ein größeres Bewusstsein für den heutigen Antisemitismus entstehen.
Du kannst Dich auch immer beim Antisemitismusbeuaftragten des Bundes oder Deines jeweiligen Bundeslandes melden. Diese vertreten die Interessen der jüdischen Bevölkerungsgruppen und haben immer ein offenes Ohr für die Anliegen von Jüd:innen.
4. Informiere Dich!
Wir müssen laut werden und immer wieder auf Antisemitismus aufmerksam machen! Denn Information und Aufklärung helfen dabei, Antisemitismus entgegenzuwirken. Gerade heute, wo die NS-Geschichte durch den Tod der letzten Zeitzeug:innen langsam verblasst und in Vergessenheit gerät. Es ist unsere Aufgabe, die Erinnerung an die NS-Zeit wachzuhalten und anzuerkennen, dass Antisemitismus auch heute noch ein Problem ist. Nur so können wir ein Wiederaufleben des Antisemitismus in Deutschland verhindern. Um Dir dabei zu helfen, haben wir verschiedene Quellen für Dich gesammelt:
Starte Dein Engagement!
Wie Du gesehen hast ist Antisemitismus auch heute noch ein großes Problem und kann viele verschiedene Formen annehmen. Eines haben all diese Formen gemeinsam: Sie sind gefährlich für betroffene Menschen und greifen dadurch unser Miteinander und unsere Demokratie direkt an. Deswegen müssen wir gegen Antisemitismus in Deutschland kämpfen und uns mit den Betroffenen solidarisieren!
Informiere Dich außerdem über weitere Formen der Diskriminierung in Deutschland. Diese sind ebenfalls gefährlich für alle Betroffenen und unsere demokratische Grundordnung. Wir haben zum Beispiel 8 Wege für Dein Engagement gegen Rassismus für Dich gesammelt.
Du kannst Dich auch ehrenamtlich gegen Faschismus und Antisemitismus stark machen. Wie das geht zeigt die Volunteer-Story von Ferat Ali Kocak, der laut ist und auf die Gefahren aufmerksam macht.
Hast Du Lust, Dich zu weiteren wichtigen Themen zu engagieren? Dann schau doch mal bei GoVolunteer.com vorbei! Dort kannst Du ganz einfach Dein Ehrenamt finden.