Mini-Engagement mit großem Einfluss bei Little World
In einem fremden Land Fuß zu fassen, stellt viele Menschen vor enorme Herausforderungen. Stell Dir selbst mal vor, wie es sein muss, in einem anderen Land neu anzufangen, besonders wenn Du die Sprache noch nicht sprichst. Die Teilhabe an der Gesellschaft, die Ausübung eines Berufes oder einfach nur der alltägliche Austausch werden für Menschen mit Migrations- oder Fluchterfahrung durch sprachliche Barrieren oft erschwert. Die Folge ist Exklusion statt Inklusion. Dagegen können wir alle etwas tun. Und zwar auch, wenn wir gerade nur begrenzt Zeit haben. Ein gutes Beispiel dafür ist ein flexibles Mini-Engagement bei Social Start-Ups wie Little World. Wir wollen Dir die Geschichte von Little World erzählen und zeigen, wie Du selbst mit wenig Zeit einen großen Unterschied für andere Menschen machen kannst.
1. Von der Begeisterung für’s Sprachenlernen zum Social Start-Up
Das Social Start-Up Little World will die Hürden für Menschen, die neu in Deutschland sind, abbauen. Die Idee: Indem Muttersprachler:innen für wenige Minuten pro Woche mit Newcomer:innen sprechen, können diese effektiv Deutsch lernen und gleichzeitig Kontakte in Deutschland aufbauen. Das hilft ihnen, Anschluss zu finden und in Würde am neuen Wohnort zu leben.
Oliver aus Aachen hat Little World gegründet. Er hat selbst viele Jahre im Ausland gelebt: In der Schweiz hat Oliver Französisch gelernt, in Frankreich hat er seine neu erworbenen Sprachkenntnisse vertieft. Durch Sprachtandems hat er nicht nur die französische Sprache gelernt, sondern auch einen Einblick in die französische Kultur und das Leben seiner Tandempartner:innen bekommen. Der gegenseitige Austausch hat ihm so viel Freude bereitet, dass er sich ehrenamtlich in internationalen Studierendenorganisationen engagiert hat. Dabei hat Oliver festgestellt, dass klassische Sprachtandems, wie er sie gemacht hat, nicht immer funktionieren. Es gibt zwar viele junge Menschen, die ein großes Interesse an einem interkulturellen Austausch haben. Oft werden die Muttersprachen der Newcomer:innen wie Bahasa oder Hindi jedoch in Deutschland nicht gelernt. Klassische Sprachtandems, die auf gegenseitiges Sprachenlernen setzen, stoßen daher manchmal an ihre Grenzen. Newcomer:innen können dann schlichtweg keine Sprachtandems machen und eine großartige Lern- und Begegnungsmöglichkeit fällt weg.
Ich habe diesen interkulturellen Austausch immer sehr wertgeschätzt und geliebt. Andererseits habe ich immer wieder gemerkt, dass viele von meinen zugewanderten Freunden doch irgendwie in der internationalen Bubble leben und der Kontakt zur Aufnahmegesellschaft nicht immer so leicht ist.
Daraufhin wollte Oliver den Kontakt zwischen den beiden Gruppen erleichtern. In Anlehnung an Sprachtandems könnten digitale, ausschließlich auf Deutsch geführte Gespräche zwischen Muttersprachler:innen (den Locals) und Deutschlernenden (Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrung) helfen, die Isolation zu durchbrechen und Deutschkenntnisse zu verbessern. Doch der Weg von der Idee bis zu ihrer Umsetzung war nicht einfach. Über seinen Freundeskreis kam Oliver mit Tim ins Gespräch. Sein technisches Know-How konkretisierte die Umsetzung des Konzepts. Hinzu kam Sean, der ein ähnliches Konzept wie Oliver und Tim hatte. Kurzerhand taten sie sich zusammen und beschlossen, eine gemeinsame Plattform mit dem Namen Little World zu gründen.
Die Gründer von Little World: Oliver, Tim und Sean
2. Flexible Engagementmöglichkeiten bei Little World
Die Idee von Little World lebt von ehrenamtlichen Helfer:innen. Das Interesse an einem ehrenamtlichen Engagement ist groß. Doch leider haben die Helfer:innen laut Studien immer weniger Zeit für ein Ehrenamt. Dem Team von Little World ist es deshalb besonders wichtig, diese Zielgruppe mit einem modernen Engagement anzusprechen, das sowohl mit wenig Zeitaufwand verbunden als und auch flexibel durchführbar ist.
Seit Corona hat ein deutlicher Digitalisierungsschub stattgefunden. Wir glauben, dass ganz viele Leute immer mehr beschäftigt sind. Es ist damit schwieriger, neben Familie und Beruf noch die Zeit zu finden für ein Engagement. Da möchten wir einfach eine Alternative bieten.
Das Social Start-Up bringt Menschen niedrigschwellig via (Video-)Telefonie ins Gespräch. Dieses Grundprinzip ermöglicht es der Plattform, Menschen miteinander zu verbinden, die weit entfernt voneinander oder von möglichen Lernangeboten sind. So gibt es in Städten oft ein großes Angebot an Sprachkursen, Integrationsmöglichkeiten und Begegnungsangeboten. In dünner besiedelten Gebieten sind solche Optionen kaum oder gar nicht per ÖPNV erreichbar. Durch den digitalen Charakter der Plattform kann theoretisch jeder Mensch, egal wo, an den Gesprächen teilnehmen. Die Nutzung ist somit ortsunabhängig und ermöglicht den Teilnehmenden größtmögliche Flexibilität, da Anfahrtszeiten – ob kurz oder lang – entfallen.
Dabei muss Little World robust genug sein, um Videotelefonate tausender Nutzer:innen zu tragen. In einem Hackathon erprobten das Team und ihre Freund:innen die Belastungsfähigkeit der Plattform. Dabei wurden kleine und große Fehler gefunden und behoben. Der größte „Angriff” auf die Plattform kam von innen: Mitgründer Tim entsandte tausende Bots, welche die Website überladen sollten. Doch Little World überstand diesen Angriff, verlor ihren Alpha-Status und ging online.
Beim Hackathon wurden im Team die letzten Fehler ausgemerzt
Auch äußere Hürden machten dem Team zu schaffen. So wollten sie Menschen für ihre Plattform begeistern und verschickten fleißig Mails – Der Bedarf an Sprachangeboten ist schließlich enorm. Doch zu neu waren Domain und E-Mail, sodass viele Mailprovider Little World fälschlicherweise als Spam markierten und blockierten. Immer wieder musste das Team seine Authentizität beweisen: Ein mühsamer und langsamer Weg.
Mittlerweile ist es jedoch geschafft: Little World wird bei Partnerorganisationen, Ehrenamtsagenturen, Deutschlernenden und Sprachpat:innen immer bekannter. Die Zahl der Nutzer:innen wächst stetig. Doch Oliver geht es noch nicht schnell genug. Er macht darauf aufmerksam, dass sich vorranging Deutschlernende anmelden und somit ein Ungleichgewicht besteht. Little World sucht daher auch weiterhin Freiwillige, die sich mit Deutschlernenden unterhalten möchten.
Wir haben jetzt innerhalb von einem Jahr mit unserer Beta-Version mehr als tausend Ehrenamtliche gefunden. Und das ist wirklich klasse. Wir glauben, da geht noch viel, viel mehr.
3. Wie Little World funktioniert
Ob alleine oder zu zweit: Schon 30 Minuten die Woche können viel verändern
Oliver, Sean und Tim war die Zugänglichkeit der Plattform besonders wichtig. Sie ist kostenfrei und einfach zu bedienen. Basierend auf den Interessen und Wünschen der Menschen werden passende Gesprächspartner:innen gematcht. Die Verbindung erfolgt über Laptop, Handy oder Tablet – eine App ist nicht notwendig. Die Partner:innen können selbst bestimmen, wann, wie lange und worüber das Gespräch stattfindet. Dabei brauchen die Sprachpat:innen keine besonderen Kenntnisse: Es gehe vor allem darum, sich in einem angenehmen und zwanglosen Rahmen zu unterhalten. So können die Deutschlernenden ihre Sprachkenntnisse verbessern und sicherer im Umgang mit der deutschen Sprache werden. Und natürlich lernen beide Gesprächsteilnehmenden ihr Gegenüber und dessen kulturellen Hintergrund kennen.
Inhaltlich, zeitlich und örtlich sind die Teilnehmenden absolut flexibel. Schon eine halbe Stunde pro Woche reicht aus, um bei den Deutschlernenden nachhaltige Verbesserungen zu erzielen. Ein Mini-Engagement mit großer Wirkung!
4. Mit wenig Zeit einen Unterschied machen
Du fragst Dich, ob so ein Mini-Engagement überhaupt etwas bringt? JA! Denn auch mit wenig Zeitaufwand kannst Du durch Deine Unterstützung eine große Wirkung erzielen. Bei Mini-Engagements geht es meistens um konkrete Aufgaben, die innerhalb kurzer Zeit erledigt werden können.
Unterhalte Dich für 30 Minuten pro Woche, lerne tolle Menschen kennen und werde Teil der Begnungsgesellschaft!
Wie die Freiwilligen durch ihr Mini-Engagement den Teilnehmenden konkret helfen, wird durch zwei Geschichten deutlich, die Oliver erzählt: Eine Deutschlernende aus Kasachstan war grammatikalisch sehr gut aufgestellt. Aber ihr fehlte das Selbstvertrauen, um auch schwierige Situationen ohne Patzer zu meistern. Ihr großer Wunsch: Ein Vorstellungsgespräch für eine anspruchsvolle Position bestehen und die Stelle bekommen. Gemeinsam übten die Sprachpartnerinnen, freundeten sich an und als das Vorstellungsgespräch anstand, wurde es mit Bravour gemeistert: Sie bekam den Job. Symbolisch ist das genau der Weg, der vielen anderen Teilnehmenden geebnet werden soll.
Doch es geht nicht nur um Jobchancen. Auch akademische Erfolge können durch bessere Sprachkenntnisse anerkannt werden. Oliver erzählt von einem Mann, der im Moment seine Approbation in Deutschland anerkennen lassen will. Wie Du Dir vorstellen kannst, ist das mit erheblichen, auch sprachlichen, Hürden verbunden. Seine Sprachpartnerin geht über sich selbst hinaus und hilft ihm mehrere Stunden pro Woche bei der Bewältigung dieses Meilensteins. Das hat die beiden bereits sehr zusammengeschweißt – und wir drücken die Daumen für die Anerkennung der Approbation!
Die Approbation ist natürlich ein extrem wichtiges Lebensereignis. Wenn dies erstmal geschafft ist, dann ist das ein super schönes Erlebnis für beide.
5. Finde jetzt Dein Mini-Engagement
Du siehst: Sich für 30 Minuten pro Woche zu engagieren, kann Großes bewirken. Wenn Du Lust und Zeit auf ein lockeres Gespräch einmal pro Woche hast, dann schnupper doch mal bei Little World vorbei. Oliver sagt es selbst am besten:
Habt den Mut, macht es einfach! Du wirst die Zeit dafür finden können, ein bisschen Zeit lässt sich immer einbauen. Und am Ende gibt es auch nichts zu verlieren. Wenn es nicht das Richtige ist, dann kannst Du es ja auch wieder beenden. Von daher mach einfach mit. Hilf Zugewanderten, hilf Geflüchteten oder hilf auch in anderen Mini-Engagements. Aber probier es aus, weil es gibt Dir auch selber sehr viel zurück. Sich zu engagieren, ist einfach ein unglaubliches Gefühl. Und so auch der Dank, den wir von den Menschen erfahren, denen wir gerade helfen.
Selbst kleine Taten können große Auswirkungen haben! Wenn wir alle einen kleinen Teil tun, können wir gemeinsam viel bewirken. Dein Mini-Engagement kann dazu beitragen, dass sich das Leben anderer Menschen verbessert oder dass ein soziales Projekt vorankommt. Gleichzeitig kannst Du neue Leute kennenlernen, Deine Fähigkeiten verbessern und Dich selbst persönlich weiterentwickeln. Win-win-win!
Also, worauf wartest Du? Finde jetzt Dein Mini-Engagement!
Die Umsetzung unserer Mini-Engagements wird unterstützt durch die Deutsche Postcode Lotterie. Vielen Dank dafür!