8 Tipps: Was kann man gegen Rassismus tun?
Wusstest Du, dass laut einer aktuellen Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes rund 40% der Menschen in Deutschland schon einmal rassistische Diskriminierung erfahren haben? Das ist wirklich schockierend und zeigt, wie präsent dieses Problem immer noch ist. Egal ob im Alltag, in sozialen Netzwerken oder durch langfristiges Engagement – es gibt viele Möglichkeiten, aktiv zu werden. Hier erhältst Du acht Tipps, wie Du Dich gegen alle Arten von Rassismus engagieren kannst. Weiterhin zeigen wir Dir einige Organisationen, die sich gegen Rassismus stark machen.
Wichtig, bevor Du loslegst Dich gegen Rassismus zu engagieren:
Rassismus zu erkennen und zu verstehen ist der erste wichtige Schritt. Denn wenn Menschen selbst nie Rassismus erfahren haben, ist es für sie oft schwierig nachzuvollziehen, wie Betroffene sich fühlen. Für die Betroffenen kann es besonders anstrengend sein etwas zu beschreiben, was andere nicht sehen können. Deshalb ist es wichtig, dass Du Dich jetzt informierst. Unsere Tipps helfen Dir dabei.
1. Was heißt Rassismus?

Du hast sicher schon viel über das Thema gehört, doch was heißt Rassismus eigentlich genau? Der Begriff Rassismus bedeutet, dass Menschen wegen ihrer vermeintlichen oder tatsächlichen Herkunft, ihres Aussehens oder anderer äußerer Merkmale schlechter behandelt, ausgegrenzt oder benachteiligt werden. Das kann Vorurteile und Beleidigungen betreffen, sowie auch tief verankerte Strukturen und Abläufe in unserer Gesellschaft, die bestimmten Gruppen systematisch Vorteile verschaffen und andere benachteiligen.
Diese Form der Benachteiligung nennt man strukturellen Rassismus. Er zeigt sich beispielsweise darin, dass bestimmte Gruppen immer wieder schlechtere Chancen bekommen, weil die geltenden Regeln ihre Bedürfnisse nicht berücksichtigen oder ihnen den Zugang zu wichtigen Möglichkeiten erschweren. Vielleicht hast Du schon erlebt, dass Menschen mit einem ausländisch wahrgenommenen Namen seltener zu Vorstellungsgesprächen eingeladen werden, obwohl sie genauso qualifiziert sind. Oder Du hast gesehen, dass Kinder mit Fluchterfahrung häufiger auf niedrigere Schulformen verwiesen werden, auch wenn ihre Leistungen gut sind. All das sind Formen von Rassismus, die zeigen, wie tief solche Benachteiligungen im Alltag verwurzelt sind.
Falls Du selbst nicht direkt betroffen bist, übersiehst Du eventuell, wie tief diese Strukturen sitzen. Genau deshalb ist es so wichtig, dass Du genau hinschaust, verstehst, was Rassismus wirklich bedeutet, und Dich dafür einsetzt, dass alle faire Chancen bekommen. Nur so können wir gemeinsam echte Gerechtigkeit schaffen.
Unterschied Rassismus und Diskriminierung
Vielleicht fragst Du Dich, was eigentlich der Unterschied zwischen Rassismus und Diskriminierung ist. Diskriminierung bedeutet grundsätzlich, dass Menschen unfair behandelt oder ausgeschlossen werden, zum Beispiel wegen ihrer Herkunft, ihres Geschlechts, ihrer Religion, einer Behinderung oder ihrer Sexualität. Rassismus ist eine spezielle Form der Diskriminierung, denn hier geht es gezielt um die Benachteiligung und Abwertung von Menschen wegen angeblicher Merkmale wie ihrer Hautfarbe, Religion, Sprache oder Herkunft.
Das heißt: Jede Form von Rassismus ist Diskriminierung, aber nicht jede Diskriminierung ist automatisch Rassismus. Beides verletzt, beides ist unfair, aber bei Rassismus steht immer die Idee im Mittelpunkt, dass Menschen wegen äußerer Merkmale „anders“ oder „weniger wert“ seien – und das ist falsch!
Wenn Du noch mehr zum Thema erfahren willst, schau bei unserer Volunteer Story über Erdal vorbei. Er setzt sich beim renk.magazin gegen Rassismus und Diskriminierungen ein und hat uns erzählt, was sich in Deutschland verändern muss.
Informiere Dich über die Formen von Rassismus
Was ist Alltagsrassismus überhaupt? Wie zeigt er sich in unserem täglichen Leben? Und wie häufig werden Menschen tatsächlich benachteiligt oder ausgegrenzt, ohne dass es auf den ersten Blick auffällt? Diese Fragen solltest Du Dir stellen, wenn Du die verschiedenen Formen von Rassismus wirklich verstehen willst.
Schau genau hin und reflektiere, was Du selbst erlebt oder beobachtet hast. Hast Du schon einmal gesehen, dass jemand in Deiner Klasse, Deinem Freundeskreis oder online anders behandelt wurde, weil Herkunft, Aussehen oder Name nicht ins gewohnte Bild passen? Oder hast Du selbst schon einmal Vorurteile gegenüber jemandem gehabt, die eigentlich überhaupt nicht gerechtfertigt waren?
Du solltest Dir immer bewusst machen, dass nicht jede:r mit den gleichen Chancen startet. Gerade wenn Du bisher wenig Berührungspunkte mit Rassismus hattest, hilft es, wenn Du einmal Deine eigenen Privilegien hinterfragst. Hierzu gibt es auch viele Bücher, Filme und Erfahrungsberichte, die verschiedene Perspektiven aufzeigen und Dir helfen, das Thema besser zu verstehen.
Unsere Empfehlungen zum Einstieg:
2. Finde Dein Ehrenamt gegen Rassismus
Viele Menschen machen leider auch heute noch rassistische Erfahrungen im Alltag. Das darf nicht einfach so hingenommen werden! Genau deshalb braucht es Menschen wie Dich, die hinschauen und den Mut haben, etwas zu verändern.
Auf GoVolunteer findest Du eine große Auswahl an Ehrenamtsangeboten in ganz Deutschland, auch zu den Themen Antirassismus, Vielfalt und gesellschaftlicher Zusammenhalt. Dort kannst Du nach passenden Projekten suchen und direkt Kontakt zu Initiativen aufnehmen. Viele Organisationen freuen sich über neue Unterstützer:innen.
Im Ehrenamt geht es nicht nur darum, in schwierigen Situationen zu helfen. Es geht vor allem darum, Orte zu schaffen, an denen Respekt, Zivilcourage und Teilhabe für alle möglich sind. Nur gemeinsam können wir rassistische Strukturen abbauen und Veränderung bewirken.
Engagiere Dich jetzt in einem dieser 3 Projekte:
Unterstütze bei der Planung der Internationalen Wochen gegen Rassismus. Dadurch kannst Du antirassistische Projekte fördern.
Steh Opfern von Straftaten und ihren Angehörigen in der Zeit danach zur Seite.
Hilf Geflüchteten und Migrant:innen bei Behördengängen, wichtige Bildungsgutscheine zu erhalten.
Schau gerne auch mal auf unserem anderen Blogbeitrag vorbei, denn dort zeigen wir Dir, wie Du Dich online gegen Rassismus engagieren kannst
3. Unterschreibe Petitionen gegen Rassismus
Wir müssen gemeinsam laut werden, damit sich endlich etwas verändert! Oft reicht auch schon ein einfacher Klick, um ein Zeichen zu setzen. Mit Deiner Unterschrift unter einer Petition kannst Du zeigen, dass Dir Gerechtigkeit wichtig ist und gesellschaftliche Probleme nicht einfach unter den Teppich gekehrt werden dürfen.
Und je mehr Menschen mitmachen, desto größer wird der Druck auf Politik und Unternehmen, endlich zu handeln. So kannst Du mithelfen, Gesetze zu verändern, Institutionen in die Verantwortung zu nehmen und konkrete Veränderungen anzustoßen.
Auf Plattformen wie change.org findest Du viele aktuelle Petitionen zu den Themen Rassismus, Teilhabe, Gerechtigkeit oder Polizeigewalt.
Engagiere Dich jetzt mit diesen Petitionen
4. Hör Betroffenen zu
Wenn Menschen aus Deinem Umfeld von ihren Erfahrungen mit Rassismus erzählen, dann lassen sie Dich an etwas teilhaben, das viel Mut kostet. Denn diese Gespräche sind oft richtig schwer für die Betroffenen. Wichtig ist, dass Du ihnen zuhörst, nicht bewertest oder die Situation kleinredest. Versuche, die Erfahrung einfach mal stehen zu lassen und nicht gleich nachzufragen, ob das wirklich so passiert ist.
Viele Menschen erleben diese Form von Ausgrenzung und Hass immer wieder. Das kann im Supermarkt passieren, auf dem Schulweg, bei der Arbeit oder im Internet. In vielen Fällen hat das für die Täter:innen keine Folgen, während die Betroffenen sich oft rechtfertigen und erklären müssen. Das hinterlässt Gefühle wie Wut, Enttäuschung, Angst und auch das Gefühl, ganz allein damit zu sein.
Mach Dir deshalb immer bewusst, dass bestimmte Fragen verletzen können und bereite Dich vor, indem Du Deine eigene Haltung reflektierst. Es liegt an Dir, Dich mit Rassismus und seinen Folgen auseinanderzusetzen. Erwarte nicht, dass die Betroffenen Dir alles erklären, denn sie müssen sich ohnehin ständig mit dem Thema auseinandersetzen. Nutze deshalb unbedingt die oben erwähnten Informationsquellen, um Dich weiterzubilden.
5. Folge Kanälen, die sich mit Rassismus beschäftigen
Hate Speech und rassistische Sprüche passieren nicht nur auf der Straße oder in der Schule – sie sind auch im Internet allgegenwärtig. Zum Glück gibt es viele spannende Kanäle auf Instagram, TikTok oder YouTube, die ehrlich über Rassismus sprechen, eigene Erfahrungen teilen und zeigen, wie man mit schwierigen Situationen umgeht. Gerade wenn Du bisher wenig damit zu tun hattest, bekommst Du hier einen echten Einblick und verstehst besser, was viele andere Menschen jeden Tag erleben.
Mit jedem Abo, Like oder Kommentar hilfst Du dabei, dass diese wichtigen Stimmen mehr Menschen erreichen. Das ist wichtig, weil immer noch zu viele Falschmeldungen und Vorurteile online die Runde machen. Also teile Beiträge, setze ein Zeichen in den Kommentaren oder unterstütze andere, die sich für Respekt und Vielfalt stark machen. Gemeinsam könnt Ihr dafür sorgen, dass Fairness und Zusammenhalt auch online ganz normal zum Alltag gehören.
Hier findest Du eine Auswahl an Kanälen, denen Du folgen kannst
- Tupoka Ogette – tupoka.o ist Aktivistin, Autorin von exit RACISM und Host vom Podcast Tupodcast
- Alice Hasters – alice_haruko ist Journalistin, Autorin von Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten und Host vom Podcast feuerundbrot
- RosaMag – rosa_mag ist ein Online-Lifestylemagazin für Schwarze Frauen* und Freund(e):innen
- Fabienne Sand – ffabae ist aktuell Autorin bei This Is Jane Wayne – Vogue Partner Site in Berlin
- Aminata Belli – aminatabelli ist Fernsehmoderatorin und Reporterin
- Emilene Wopana Mudimu – black_is_excellence ist Sozialpädagogin und referiert, workshopt und moderiert zu Rassismuskritik
- Hadnet Tesfai – hihadnet ist Hörfunk- und Fernsehmoderatorin
- NO WHITE SAVIORS – nowhitesaviors ist eine Advocacy-Kampagne aus Uganda
- DANIELLE COKE – ohhappydani entwirft und verkauft kreative Designs
6. Sensibilisiere Dich und Deine Mitmenschen für Rassismus

Du beobachtest, wie jemand rassistisch angegriffen wird? Vielleicht hörst Du rassistische Aussagen oder rassistische Sprüche auf dem Schulhof, im Bus oder sogar in Deinem Freundeskreis. Für betroffene Menschen können solche Aussagen sehr verletzend und ausgrenzend wirken, selbst wenn sie nicht böse gemeint sind.
Achte auch bewusst darauf, was Du sagst und wie bestimmte Sätze bei anderen ankommen könnten. Manches, was früher als normal galt, ist heute ausgrenzend oder respektlos. Es geht nicht darum, jedes Wort auf die Goldwaage zu legen oder ständig Angst vor Fehlern zu haben. Viel wichtiger ist, dass Du offen bleibst, bereit bist zuzuhören und dazu zu lernen.
Alltagsrassismus Beispiele
Folgende Aussagen können für betroffene Menschen verletzend und ausgrenzend sein:
- „Du sprichst aber gut Deutsch!“
- „Woher kommst du wirklich?“
- „Willst du einmal in deine Heimat zurück?“
- „Ganz schön schlimm, was in deinem Land passiert!“
Aber keine Sorge, Du kannst Dich hier noch weiter zu dem Thema informieren: Amnesty International stellt ein kostenloses Glossar für diskriminierungssensible Sprache bereit. Auch das Aktionspaket gegen Rassismus hilft dabei, sich tiefer mit dem Thema auseinanderzusetzen.
7. Zeig Haltung und Zivilcourage
Rassistische Angriffe und abwertende Sprüche passieren oft einfach mitten im Alltag. Für die Menschen, die es trifft, ist das jedes Mal heftig und belastend. Aber auch für die, die dabei stehen, kann so eine Situation ziemlich unangenehm oder verunsichernd sein.
Gerade in solchen Momenten ist es wichtig, nicht einfach wegzusehen, denn Zivilcourage zeigen heißt, sich klar für Respekt, Fairness und Menschlichkeit einzusetzen. Wenn Du aktiv wirst, hilfst Du nicht nur der betroffenen Person, sondern zeigst auch allen anderen, dass Ausgrenzung und Hass in unserer Gesellschaft keinen Platz haben.
Es geht hierbei auch nicht darum, Dich vor eine ganze Gruppe zu stellen oder sofort die perfekte Antwort parat zu haben. Manchmal reicht es schon, mit ruhiger, aber klarer Stimme zu widersprechen und damit ein Zeichen zu setzen, dass solche Sprüche hier nicht akzeptiert werden. Vielleicht traust Du Dich auch erst nach dem Vorfall, die betroffene Person anzusprechen und ihr anzubieten, gemeinsam über das Erlebte zu reden oder Unterstützung zu suchen.
Wenn Du selbst unsicher bist, was zu tun ist, kannst Du auch Freund:innen einbeziehen und Ihr könnt gemeinsam überlegen, wie Ihr reagieren könnt. Und sollte eine Situation aus dem Ruder laufen oder gefährlich werden, dann zögere nicht, die Polizei zu verständigen – dafür gibt es sie schließlich.
Hier sind drei Tipps, wie Du konkret Haltung zeigen kannst
8. Unterstütze den Kampf gegen Rassismus mit einer Spende
Vielleicht fehlt Dir im Moment die Zeit, Dich regelmäßig zu engagieren. Das ist völlig okay, denn auch mit einer Spende kannst Du viel bewegen. Dein Beitrag hilft Organisationen, die sich jeden Tag für Gerechtigkeit, Vielfalt und Menschenrechte einsetzen. Sie beraten Betroffene, machen Aufklärungsarbeit, veranstalten Workshops oder bringen Menschen aus verschiedenen Lebenswelten zusammen.
Gerade kleinere Initiativen und Vereine sind oft auf Spenden angewiesen, um unabhängig arbeiten zu können. Deine Unterstützung gibt ihnen die Freiheit, wichtige Projekte umzusetzen, Mitarbeitende zu bezahlen und am Ball zu bleiben, auch wenn es mal schwierig wird.
Am 19. Februar 2020 wurden in Hanau neun Menschen aus rassistischen Motiven ermordet. Daraufhin wurde die Initiative 19. Februar Hanau von Angehörigen der Opfer gegründet. Am Heumarkt, einem der Tatorte, haben sie einen Ort der Begegnung und des Vertrauens geschaffen. Du kannst die Angehörigen und Überlebenden unterstützen:
Bleib dran und engagiere Dich!
Rassismus verschwindet nicht, wenn wir einfach nur zuschauen. Es braucht Menschen wie Dich, die ihre Stimme erheben, sich einmischen und nicht einfach wegsehen. Bleib aufmerksam und offen, schalte Dich ein, wenn Du rassistische Äußerungen hörst, und zeig ganz klar, wofür Du stehst. Auf GoVolunteer findest Du Antirassismus-Projekte in Berlin, Hamburg, Köln und vielen anderen Städten, die sich über Dein Ehrenamt freuen!



