Was ist der Unterschied zwischen Integration, Assimilation und Inklusion?

Published On: 04.10.2025|Kategorien: Menschen helfen|6,4 min read|

Wie sprechen wir über das Zusammenleben in einer vielfältigen Gesellschaft? Oft fallen Begriffe wie Integration, Assimilation oder Inklusion – doch was bedeuten sie eigentlich?

Die Unterschiede zwischen Assimilation und Integration sind entscheidend, wenn es um Zugehörigkeit, Gleichberechtigung und gesellschaftliche Teilhabe geht. Während manche Ansätze Anpassung fordern, betonen andere Offenheit und gegenseitiges Lernen.

In diesem Artikel erfährst Du, worin sich die Begriffe unterscheiden, warum sie in öffentlichen Debatten so unterschiedlich verwendet werden und welche Kritik an ihnen geäußert wird. Außerdem zeigen wir, wie Engagement und Begegnung dabei helfen können, echte Inklusion zu fördern – jenseits von Assimilation oder bloßer Integration.

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1. Was bedeutet Integration wirklich – und warum ist der Begriff so umstritten?

Den Begriff Integration hören wir ständig – etwa, wenn von „gelungener Integration“ gesprochen wird. Doch was heißt das eigentlich genau? Mal wird Integration als erstrebenswert dargestellt, mal das Konzept kritisiert. Dabei ist die Bedeutung des Begriffs nicht unbedingt eindeutig und verschiedene Einrichtungen wie die Caritas oder der SVR haben ihre eigenen Definitionen von „Integration” aufgestellt.

Im weiten Sinne beschreibt Integration einen Prozess der gesellschaftlichen Eingliederung, bei dem vorher voneinander getrennte Gruppen Teil einer größeren Gemeinschaft werden. In Deutschland meint das meist: Menschen, die dauerhaft hier leben, sollen in die Gesellschaft einbezogen werden – mit gleichen Rechten und Möglichkeiten.

Worin liegt die Kritik am Integrationsbegriff?

Oft wird Integration als einseitiger Prozess verstanden – als Anpassungsleistung von Migrant:innen an die sogenannte Mehrheitsgesellschaft. Dabei rückt die Frage in den Vordergrund: Wie können „die Anderen“ Teil des „Wir“ werden?

Diese Sichtweise blendet jedoch strukturelle Ungleichheiten und Diskriminierungen aus. Wenn Integration scheitert, wird die Verantwortung häufig den Eingewanderten zugeschoben – statt die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zu hinterfragen.

Eine moderne Sicht auf Integration

Moderne Ansätze verstehen Integration nicht als Anpassung, sondern als gemeinsamen Prozess. Alle Mitglieder der Gesellschaft gestalten ihn aktiv mit – mit dem Ziel einer chancengleichen, offenen Gesellschaft, in der Vielfalt selbstverständlich ist.

2. Was versteht man unter Assimilation – und warum ist sie problematisch?

Gesellschaftlich beschreibt Assimilation das Ähnlich-Werden durch Anpassung verschiedener Gruppen an einen gesellschaftlichen Standard. Das Ziel ist eine Gesellschaft, in der Unterschiede und Ungleichheiten beseitigt sind – häufig zugunsten einer dominanten Kultur.

Kritik am Konzept der Assimilation

Assimilation als gesellschaftliches Ziel steht im Widerspruch zu einer pluralen Demokratie. Sie blendet Machtverhältnisse aus und kann dazu führen, dass kulturelle Unterschiede als Defizit betrachtet werden, statt als Bereicherung.

Assimilation vs. Integration: Wo liegt der Unterschied?

Während Integration auf gegenseitiges Einbeziehen und Teilhabe zielt, bedeutet Assimilation meist Einseitigkeit: Eine Minderheit soll sich vollständig an die Mehrheit anpassen. Dabei gehen kulturelle Eigenheiten und individuelle Lebensrealitäten verloren.

Assimilation setzt zudem voraus, dass es eine „einheitliche Mehrheitsgesellschaft“ gibt – eine Vorstellung, die längst überholt ist. Denn unsere Gesellschaft war schon immer vielfältig, geprägt von unterschiedlichen Lebensstilen, Sprachen und Traditionen.

3. Was bedeutet Inklusion – und wie unterscheidet sie sich von Integration und Assimilation?

Hände von verschiedenen Menschen, die sich in der Mitte des Bildes treffen.

Inklusion meint das gleichberechtigte Miteinbezogensein aller Menschen in die Gesellschaft. Ursprünglich stammt der Begriff aus der Pädagogik, insbesondere im Kontext von Barrierefreiheit und Menschen mit Behinderung.

Heute wird er aber zunehmend weiter gedacht: Inklusion erkennt Verschiedenheit als Normalzustand an und fordert, dass gesellschaftliche Strukturen sich öffnen, damit alle gleiche Chancen und Möglichkeiten erhalten. Während es im allgemeinen Verständnis des Integrationsbegriffs mehr darum geht, dass sich die ‘zu Integrierenden’ aktiv an dem Prozess beteiligen, richtet der Inklusionsbegriff die Erwartung eher an die Gesellschaft. Diese sollte sich nämlich um Chancengleichheit bemühen.

Während Integration häufig noch Erwartungen an die Newcomer:innen stellt, verschiebt Inklusion die Verantwortung hin zur Gesellschaft selbst. Sie muss Barrieren abbauen und Vielfalt als Stärke begreifen.

Worin besteht die Kritik am Inklusionsbegriff?

Der Inklusionsbegriff wird bislang vor allem in Bildung und Behindertenpolitik verwendet. Auf Migration lässt er sich nicht eins zu eins übertragen. Außerdem wird manchmal angenommen, dass gleiche Chancen automatisch zu Teilhabe führen – dabei braucht gesellschaftliches Miteinander mehr als nur gleiche Startbedingungen: Es braucht Begegnung, Austausch und Solidarität.

4. Der Migrationsbegriff – ist das noch zeitgemäß?

Migration bedeutet, dass Menschen ihren Lebensmittelpunkt über Staatsgrenzen hinweg verlagern – vorübergehend oder dauerhaft. Der Begriff bildet die Grundlage für Begriffe wie „Migrant:in“,„Immigration“ oder „Migrationshintergrund“.

Warum der Begriff „Migrationshintergrund“ problematisch ist

Der Begriff fasst sehr unterschiedliche Lebensrealitäten in einer Kategorie zusammen. In der Praxis wird er oft nur auf Menschen angewendet, die als „nicht weiß“ gelesen werden – unabhängig davon, ob sie oder ihre Eltern tatsächlich eingewandert sind.

Das führt zu Stigmatisierung und unklaren Zuschreibungen. Deshalb wird in der Politik mittlerweile diskutiert, den Begriff „Migrationshintergrund“ durch präzisere und diskriminierungssensiblere Formulierungen zu ersetzen.

5. Sprachgebrauch: Wie Du Begriffe wie Integration und Assimilation sensibel verwenden kannst

Die Begrifflichkeiten rund um das Thema Migration und Integration sind gar nicht so einfach zu definieren und sind teilweise sogar problematisch. Entscheidend ist, wie wir sie verwenden.

Wenn wir über Integration sprechen, sollten wir mitdenken, dass sie ein wechselseitiger Prozess ist – kein Anpassungsauftrag. Eine achtsame Sprache hilft, Strukturen zu reflektieren und nicht Menschen zu problematisieren. Im Austausch mit anderen Leuten hilft es oft vorher zu klären, was Gesprächsteilnehmer:innen mit den Begriffen verbinden.

Im Glossar der Neuen deutschen Medienmacher:innen findest Du weiterführende Definitionen und Empfehlungen für diskriminierungssensible Begriffe in der Einwanderungsgesellschaft.

6. Engagiere Dich für Austausch und Begegnung!

Wir alle können dazu beitragen, dass Teilhabe nicht nur ein Wort bleibt. Engagement schafft Räume, in denen Menschen sich begegnen, voneinander lernen und Vorurteile abbauen – das ist gelebte Integration, nicht Assimilation. Finde jetzt Dein Ehrenamt und unterstütze eines dieser wichtigen Projekte:

Eine Gruppe von Menschen draußen auf einer Wiese.

Der Verein vermittelt Tandems zwischen Einwander:innen und Locals. Schließe jetzt neue Freundschaften!

Ehrenamtliche engagieren und unterhalten sich vor einer kleinen Hütte, die in der Mitte von Grünen Bäumen und Sträuchern steht.

Biete geflüchteten Menschen in der kleinen Holzhütte eine heiße Tasse Tee und ein offenes Ohr an!

Menschen lachen in die Kamera. Ein Mensch trägt eine Schürze mit der Schrift "I cook good in this".

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Das passende Projekt war noch nicht dabei?

In Deiner Stadt war noch nicht das richtige Projekt dabei? Kein Problem! Denn mittlweile gibt es auch viele Projekte, bei denen Du Dich online für Austausch und Begegnung einsetzen kannst.  

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